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The Mechanics of Passion: Brain, Behaviour, and Society
Die kognitiven Neurowissenschaften, einst ein Spezialgebiet der Psychologie und Biologie, haben in den letzten dreißig Jahren weltweit an Legitimität gewonnen, und zwar nicht nur in der Psychiatrie und der psychischen Gesundheit, sondern auch in so unterschiedlichen Bereichen wie Bildung, Wirtschaft, Marketing und Recht.
Wie lässt sich dieser Anstieg der Popularität erklären? Ist die neue Wissenschaft vom menschlichen Verhalten nun zum Gradmesser für unser Verhalten und unser Leben geworden und hat sie den Platz eingenommen, den zuvor die Psychoanalyse innehatte? Anstatt zu fragen, ob der neuronale Mensch den sozialen Menschen ersetzen wird oder wie der Gegensatz zwischen dem Biologischen und dem Sozialen überwunden werden kann, deckt The Mechanics of Passions verborgene Beziehungen zwischen globalen sozialen Idealen und speziellen Konzepten der Neuro- und Kognitionswissenschaften auf. Indem er eine historische Soziologie vorschlägt, die in den doppelten Kontexten der Geschichte der Wissenschaften und der Geschichte der Selbstdarstellung angesiedelt ist, beschreibt Alain Ehrenberg die Bedingungen, unter denen sich die kognitive Neurowissenschaft entwickelt und eine starke moralische Autorität in unserer individualistischen, von Ideen, Werten und Normen der Autonomie durchdrungenen Gesellschaft erlangt hat.
Die kognitive Neurowissenschaft bietet das Versprechen, persönliche Einschränkungen in Vorteile zu verwandeln, indem sie das "verborgene Potenzial" des Einzelnen erforscht. Die Mechanik der Leidenschaften identifiziert dies als das Echo gesellschaftlicher Autonomieideale und bekräftigt, dass die moralische Autorität der kognitiven Neurowissenschaft ebenso sehr aus kulturellen Normen wie aus den Ergebnissen wissenschaftlicher oder medizinischer Experimente herrührt.