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The Mughal Aviary: Women's Writings in Pre-Modern India
Dieser Band befasst sich mit dem literarischen Leben von vier muslimischen Frauen im vormodernen Indien. Drei von ihnen, Gulbadan Begam (1523-1603), die jüngste Tochter von Kaiser Babur, Jahanara (1614-1681), die älteste Tochter von Kaiser Shah Jahan, und Zeb-un-Nissa (1638-1702), die älteste Tochter von Kaiser Aurangzeb, gehörten dem Königtum an.
Sie waren also Bewohnerinnen des mogulischen "zenana", eines rätselhaften Grenzraums mit qualifizierter Autonomie und komplexen Gleichungen der Geschlechterpolitik. Inmitten solcher Konstruktionen sind Gulbadan Begams "Humayun-Nama" (Biografie ihres Halbbruders Humayun, die das Leben von Baburs Frauen und Töchtern reflektiert), Jahanaras Hagiografien, die die Mogulmonarchie verherrlichen, und Zeb-un-Nissas freigeistige Poesie, die sie ins Gefängnis von Aurangzeb brachte, diskursive literarische Erzeugnisse aus einer Position der geschlechtlichen Subalternität. Auch wenn das subjektive Selbst dieser Frauen im Rahmen der bestehenden starren Konventionen nie so recht zum Vorschein kam, so geht doch ihr unbeugsames Verständnis der Antinomien der "Heimatwelt" aus ihren Werken hervor.
Diese Monografie untersucht die politische Vorstellungskraft dieser Mogul-Frauen, die durch die staatsbürgerlichen Interaktionen ihrer königlichen Väter und Brüder konstruiert wurde, und wie dieses Wissen in das relativ abgeschottete Gemeinschaftsleben der "zenana" einsickerte. Die vierte Frau, Habba Khatoon (1554-1609), bekannt als "die Nachtigall von Kaschmir", bietet einen interessanten Kontrapunkt zu ihren königlichen Kolleginnen.
Als gewöhnliche Frau, die in eine königliche Familie einheiratete (ihr Mann Yusuf Shah Chak war von 1579 bis 1586 Herrscher von Kaschmir), war ihr Glück nur von kurzer Dauer, denn ihr Mann wurde von Kaiser Akbar heimtückisch ins Exil geschickt. Khatoons Verse, die den Schmerz der Trennung zum Ausdruck bringen, waren die eines Asketen, der angeblich das Tal durchstreifte, und es ist bekannt, dass er das "lol" (Lyrik) in die kaschmirische Poesie eingeführt hat.
Der vorliegende Band will über die Gattungen und sozialen Positionen all dieser Schriftstellerinnen hinweg ein bislang unscharfes Licht auf die sich entwickelnde literarische Sensibilität muslimischer Frauen im vormodernen Indien werfen.