
The Perraults: A Family of Letters in Early Modern France
In Die Perraults nimmt Oded Rabinovitch die faszinierende gleichnamige literarische und wissenschaftliche Familie als Ausgangspunkt für einen Einblick in die komplexe und sich schnell verändernde Welt des frühen modernen Frankreichs. Heute sind die Perraults vor allem durch ihre kanonischen Märchen wie „Aschenputtel“ und „Der gestiefelte Kater“ bekannt, die meist Charles Perrault, einem der Brüder, zugeschrieben werden.
Auch wenn das Schreiben von Märchen wie ein frivoles Unterfangen erscheinen mag, so war es doch mit der kulturellen Revolution des 17. Jahrhunderts verbunden, die den Weg für die wissenschaftliche Revolution, die Entstehung von „Nationalliteraturen“ und die frühe Aufklärung ebnete. Rabinovitch argumentiert, dass verwandtschaftliche Netzwerke eine entscheidende, bisher nicht untersuchte Rolle bei der Gestaltung des kulturellen und intellektuellen Aufbruchs der Zeit spielten, der wiederum die Verwandtschaft und die Sozialgeschichte der Familie prägte.
Durch die geschickte Rekonstruktion der Karrieren und Netzwerke der Perraults stellt Rabinovitch die Welt der Briefe als ein Mittel der sozialen Mobilität dar. Er verkompliziert unser Verständnis prominenter Institutionen wie der Akademie der Wissenschaften, Versailles und der Salons sowie der Begriffe der Autorschaft und des Hofkapitalismus selbst.
Die Perraults zeigen uns, dass Institutionen nicht einfach starre Gebilde waren, die intellektuelle oder literarische Stile wie den Cartesianismus, den Empirismus oder die Reinheit der französischen Sprache verkörperten oder definierten. Vielmehr tauchen sie als Knotenpunkte auf, die Akteure, intellektuelle Projekte, Familienstrategien und Schreibpraktiken miteinander verbinden.