
The Parish and the Chapel in Medieval Britain and Norway
Das interdisziplinäre Studium der Kapellen vermittelt ein komplexeres und umfassenderes Bild der Auseinandersetzung mit der Kirche und dem Christentum im Mittelalter.
Ab dem elften und zwölften Jahrhundert konzentrierte sich die lateinische Christenheit sowohl institutionell als auch kulturell zunehmend auf Rom und das Papsttum. Ein Schlüsselelement dieser Veränderungen war die zunehmende Sorge um die seelsorgerische Betreuung und die Vereinheitlichung von Praktiken und Glaubensvorstellungen. Während jedoch Pfarrkirchen in der Wissenschaft große Beachtung fanden, wurden Kapellen weitgehend vernachlässigt, obwohl sie in der Landschaft des mittelalterlichen Britanniens und Norwegens weit verbreitet waren, von Dörfern bis zu Schlössern reichten und für das Leben vieler Menschen von zentraler Bedeutung waren.
In diesem Buch, der ersten größeren vergleichenden Studie zu diesem Thema, wird zunächst untersucht, was eine Kapelle war, woher sie kam und welchen Zweck sie erfüllte. Anhand archäologischer Überreste, der weiteren Gemeindelandschaft - Siedlungen, Verkehr und Geografie - und historischer Aufzeichnungen wie päpstlicher Briefe werden die Kapellen dann nach ihrer Funktion und ihrer Beziehung zur Pfarrkirche kategorisiert, wobei sich zeigt, dass sie einer weitaus größeren Bandbreite von Zwecken dienten als bisher angenommen. Die Autorin geht auch der Frage nach, ob sich das Streben nach Einheitlichkeit auf die religiösen Landschaften in Großbritannien und Norwegen auswirkte. Sie vertritt die Ansicht, dass es kaum Belege für einen Einfluss der Wikinger auf die Organisation der Kapellen auf den britischen Inseln gibt und dass die Belege auf eine skandinavische Übernahme bereits bestehender Organisationen und lokaler Kulte hindeuten.
Sarah Thomas promovierte an der Universität Glasgow und ist derzeit Postdoktorandin an der Universität Stirling.