
The Politics of Identity: Emerging Indigeneity
Die Frage der indigenen Identität hat in den letzten Jahren in den Sozialwissenschaften an Aufmerksamkeit gewonnen, doch ein Großteil der Diskussionen dreht sich immer noch um die Politik der Zugehörigkeit oder Nichtzugehörigkeit. Während diese jüngsten Diskussionen zum Teil auf die komplizierte und umstrittene Natur der Indigenität hinweisen, scheinen sowohl diejenigen, die sich auf die indigene Identität berufen, als auch diejenigen, die darüber schreiben, in das Paradox zu verfallen, einerseits ihre Komplexität anzuerkennen, andererseits aber Begriffe wie "Tradition" und "authentischer kultureller Ausdruck" als Kernmerkmale einer indigenen Identität zu verdinglichen.
Da sich die Identitätstheoretiker im Allgemeinen darin einig sind, dass unser Selbstverständnis ebenso sehr von der Zeit und dem Ort abhängt, an dem wir leben, wie von dem, was wir und andere von uns behaupten, bringt diese Studie unser Wissen über die zeitgenössischen Merkmale der indigenen Identitätsbildung nicht voran. Die in diesem Band versammelten internationalen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nähern sich den zeitgenössischen Identitätsfragen aus sehr unterschiedlichen Blickwinkeln, obwohl sie alle gemeinsam die Grenzen der Wissenschaft in Bezug auf die Identitäten indigener Völker in verschiedenen Kontexten auf der ganzen Welt verschieben.
Ihre Aufsätze bieten mitunter provokante Einblicke, da die Autoren über ihre eigenen Erfahrungen schreiben und versuchen, die schwierigen Fragen zu beantworten: Sind neu entstehende Identitäten neu konstruierte Identitäten, die in Abhängigkeit von historischen Momenten, Orten und sozialen Kräften entstehen? Wenn ja, was trägt dazu bei, diese Identitäten zu formen, und was trägt dazu bei, dass sie Merkmale der Indigenität beibehalten? Und mit welchen Herausforderungen (sowohl von außen als auch innerhalb der Gruppe) sehen sich indigene Individuen konfrontiert, wenn sie die Grenze zwischen "authentischem" kulturellem Ausdruck und neu entstehenden Identitäten aushandeln? Kann man etwas aus der Art und Weise lernen, wie diese Identitäten unter indigenen Gruppen in der ganzen Welt dargestellt werden? Warum nehmen wir an, dass die Behauptung, mehrere rassische oder ethnische Identitäten zu haben, die eigene indigene Identität einschränkt? Die Frage, die im Mittelpunkt unserer Untersuchung über die entstehenden indigenen Identitäten steht, lautet: Wann ist der richtige Zeitpunkt gekommen, um zu sagen: Ich, wir, wir... sie?