Bewertung:

Das Buch konzentriert sich auf Märchenfilme aus der ehemaligen DDR und bietet eine fundierte wissenschaftliche Analyse, die gut recherchiert und mit Quellenangaben versehen ist. Es ist besonders für ein Universitätspublikum geeignet, obwohl es Gelegenheitsleser ohne Vorkenntnisse des Themas vielleicht nicht anspricht. Es enthält zwar wertvolle Informationen für diejenigen, die sich für das deutsche DEFA-Kino interessieren, ist aber etwas trocken und für Nicht-Deutschsprachige nicht leicht zugänglich.
Vorteile:⬤ Gut recherchiert und referenziert
⬤ unverzichtbar für jeden, der sich für ostdeutsche Filme interessiert
⬤ für eine Publikation der Universitätspresse angemessener Preis.
⬤ Trockener Schreibstil
⬤ primär akademisch
⬤ enthält keine englischsprachigen Filmtitel
⬤ keine übersetzte deutsche Version
⬤ kann für Gelegenheitsleser ohne Hintergrundwissen unzugänglich sein.
(basierend auf 3 Leserbewertungen)
The Politics of Magic: Defa Fairy-Tale Films
Von Paul Verhoevens "Das kalte Herz" (1950) bis zu Konrad Petzolds "Die Geschichte von der Gänseprinzessin und ihrem treuen Pferd Falada" (1989) produzierte die staatlich geförderte DEFA (Deutsche Film-Aktiengesellschaft) mehr als vierzig abendfüllende Märchenfilme, die auf Volksmärchen und literarischen Erzählungen des 19. Jahrhunderts. Viele dieser Filme waren populäre Erfolge und ebneten den Weg für andere Filme des Studios auf den Weltmarkt, doch der Märchenkorpus der DEFA wurde bisher nicht in seiner Gesamtheit untersucht. In Die Politik der Magie: The Politics of Magic: DEFA Fairy-Tale Films füllt Qinna Shen diese Lücke, indem sie die Filme auf thematischer und formaler Ebene analysiert und ihre kulturpolitische Einbettung in der Deutschen Demokratischen Republik untersucht.
In fünf Kapiteln vergleicht Shen die Filme mit früheren Druckversionen der gleichen Geschichten und analysiert die Überarbeitungen in den DEFA-Verfilmungen. Außerdem unterscheidet sie die DEFA-Märchenfilme von den nationalsozialistischen, westdeutschen und Disney-Verfilmungen derselben Märchen. Ihre Archivarbeit rekonstruiert den kulturgeschichtlichen Kontext, in dem die Filme produziert und rezipiert wurden, und bindet die Filme in die größere Erzählung der DEFA ein. Zum ersten Mal wird die verbotene DEFA-Märchenkomödie Die Robe (1961/1991) eingehend besprochen. Der Titel des Buches Die Politik der Magie soll nicht suggerieren, dass die DEFA-Märchenfilme lediglich Sprachrohr der offiziellen Ideologie und Propaganda waren. Vielmehr zeigt Shen, dass die Filme eine Bandbreite von politisch dogmatisch bis implizit subversiv, von kitschig bis experimentell abdecken. Sie argumentiert, dass der märchenhafte Mantel es ihnen ermöglichte, Ideologie auf subtile, indirekte Weise zu vermitteln, die es den Zuschauern erlaubte, die Politik des Kalten Krieges für eine Weile zu vergessen und in eine Welt der Magie einzutauchen, in der die Politik eine allegorische Form annahm.
Die Tatsache, dass einige DEFA-Märchenfilme ein internationales Publikum fanden (insbesondere Die Geschichte vom kleinen Mook und Drei Haselnüsse für Aschenbrödel), zeugt nicht nur von der universellen Anziehungskraft dieser Filme, sondern auch von der überraschenden Marktfähigkeit dieses Zweigs des DDR-Kinos und seiner Wirkung über die engen zeitlichen und geografischen Grenzen der DDR hinaus. Shens Studie ist eine wichtige Lektüre für Lehrende und Studierende der Volkskunde sowie für Germanisten, Osteuropäer, Kultur-, Film-, Medien- und Genderwissenschaftler.