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The Psychology of Graphic Images: Seeing, Drawing, Communicating
Dieses Buch erforscht das Wesen eines der ältesten nonverbalen Kommunikationsmittel: Zeichnungen. Sie sind von Natur aus anpassungsfähig genug, um ein unglaublich breites Spektrum an Kommunikationsbedürfnissen zu erfüllen. Aber wie genau machen sie ihren Job so gut?
Manfredo Massironi vermeidet die von Kunsthistorikern und -kritikern so oft vorgenommenen ästhetischen Einordnungen der verschiedenen grafischen Bereiche und betrachtet unvoreingenommen eine umfangreiche und repräsentative Auswahl grafischer Anwendungen. Er findet eine tiefe Wechselbeziehung zwischen den materiellen Komponenten der Bilder und der Aktivierung der Wahrnehmungs- und Erkenntnisprozesse, die sie erzeugen und entschlüsseln.
Massironi untersucht zunächst die materiellen Komponenten selbst: das Zeichen oder die Linie, die Darstellungsebene (der Winkel, den die eigentliche Zeichenfläche mit den dargestellten Objekten bildet) und die Position des Blickpunkts im Verhältnis zu den dargestellten Objekten. Die Rolle, die diese drei Komponenten spielen, ist unabhängig vom Inhalt der Zeichnung; sie funktionieren bei konkreten und abstrakten Darstellungen auf die gleiche Weise. Anschließend nimmt er die Entscheidungen der Person, die die Zeichnungen plant und ausführt, genau unter die Lupe. Da jedes Objekt auf unendlich viele verschiedene Arten dargestellt werden kann, arbeitet der Zeichner ständig daran, verschiedene Merkmale zu betonen oder auszuschließen. Die Entscheidungen sind in der Regel unbewusst und werden von den kommunikativen Zielen des Zeichners geleitet. Eine gelungene Grafik, sei sie einfach oder komplex, ist immer erfolgreich, gerade weil die hervorgehobenen Merkmale viel weniger zahlreich sind als die ausgeschlossenen. Schließlich analysiert er die vom Betrachter vorgenommenen wahrnehmungsbezogenen und kognitiven Integrationen.
Zeichnungen sind nicht nur Kommunikationsmittel, sondern auch wichtige Instrumente zur Erforschung der Wirklichkeit und ihrer Struktur. Das Buch ist reich bebildert und enthält eine Reihe von grafischen Übungen, die es dem Leser ermöglichen, ein Gefühl für seine eigene Wahrnehmung und kognitive Aktivität beim Betrachten von Bildern zu bekommen. Massironis bahnbrechende Taxonomie grafischer Produktionen wird einem breiten Publikum, das von der Wahrnehmungs- und Kognitionspsychologie über Human Factors und Grafikdesign bis hin zu Architektur und Kunstgeschichte reicht, alle Prozesse beleuchten, die mit der Produktion und dem Verständnis grafischer Bilder verbunden sind.