
Reforming Education in Contemporary Macao - Issues & Challenges
Probleme wie die hohe Verweildauer in den Klassen und die niedrige Abschlussquote in der Grundbildung in Macau haben in der Öffentlichkeit große Aufmerksamkeit erregt. Vielmehr geht es um die Qualität der Bildung in Macau.
Während die Schuld für akademisches Versagen in der Regel den einzelnen Schülern zugeschoben wird, versuchen Yi-Lee Wong und Chi-Fong Chan in diesem Buch, eine strukturelle Erklärung zu liefern, indem sie die Funktionsweise des modernen Bildungswesens in Macau untersuchen. Unter ausführlicher Bezugnahme auf die koloniale Vergangenheit Macaus zeigen Wong und Chan auf, wie das historische Erbe des Kolonialismus die Merkmale des bestehenden Bildungssystems in Macau prägt, insbesondere wie es ein System hervorgebracht und aufrechterhalten hat, in dem privat geführte Schulen öffentlich finanziert werden. In einem solchen System können Privatschulen staatliche Mittel erhalten, ohne wirksam kontrolliert zu werden.
Es steht diesen Schulen frei, schulspezifische Maßnahmen zu ergreifen (einschließlich der Beibehaltung von Klassenstufen und der Einstellung von Lehrern), einen exklusiven schulspezifischen Lehrplan zu unterrichten und einzigartige schulspezifische Standards für die Bewertung der Schüler zu verwenden. Trotz der 1999 erfolgten Übergabe Macaus von Portugal an China und ungeachtet der großen Anstrengungen, die die Regierung der Sonderverwaltungsregion Macau seither zur Verbesserung des Bildungswesens unternommen hat, ist die Situation mehr oder weniger unverändert.
Die Autoren argumentieren, dass die koloniale Geschichte Macaus eine große Herausforderung für die Bildungsreform darstellt. Dazu analysieren Wong und Chan heikle Fragen, mit denen die Regierung der SVR Macau konfrontiert ist, und konzentrieren sich dabei auf Schulen, Lehrer und Schüler.
Bei ihrer Analyse stützen sie sich auf eine Vielzahl empirischer Belege wie historisches Material, Sekundärdokumente, Statistiken (einschließlich der Ergebnisse des „Programme for International Student Assessment“ der OECD-Länder) und aktualisierte empirische Erkenntnisse aus Erhebungen sowie ethnografische Studien über das heutige Macau. Im abschließenden Kapitel nutzen Wong und Chan den Fall Macau, um die politischen Entscheidungsträger aufzufordern, die im vorherrschenden neoliberalen Diskurs versprochenen gesellschaftlichen Vorteile der Privatisierung von Bildung zu überdenken.