Bewertung:

Das Buch bietet eine gründliche, gut recherchierte Darstellung der Kristallnacht, die sich sowohl auf das Ereignis selbst als auch auf den gesellschaftlichen Kontext in Deutschland zu dieser Zeit konzentriert. Es zielt darauf ab, nicht nur die Opfer, sondern auch die Täter zu beleuchten, und bietet Einblicke in die umfassenderen Auswirkungen von Antisemitismus und kollektiver Verantwortung. Das Buch ist detailliert und dennoch leicht verständlich geschrieben, was es zu einem wichtigen Hilfsmittel für Pädagogen und Studenten macht, die sich mit dem Holocaust beschäftigen.
Vorteile:⬤ Gut recherchiert und dokumentiert mit ausführlichen Anmerkungen
⬤ bietet eine einzigartige Perspektive, indem es sich auf die Täter statt auf die Opfer konzentriert
⬤ enthält weniger bekannte Details und persönliche Geschichten
⬤ bietet wertvolle Einblicke in die Rolle der deutschen Gesellschaft und die individuelle Verantwortung
⬤ zugänglicher Schreibstil.
⬤ Das Thema ist sehr schwer und schwer zu lesen
⬤ einige Leser könnten die anschaulichen Details als erschütternd empfinden
⬤ erfordert möglicherweise Vorkenntnisse über den Holocaust und Nazi-Deutschland, um es vollständig zu verstehen.
(basierend auf 6 Leserbewertungen)
Kristallnacht 1938
Am 7. November 1938 erschoss ein jüdischer Jugendlicher, Herschel Grynszpan, in Paris einen deutschen Diplomaten tödlich. Innerhalb von drei Tagen kam es in ganz Deutschland zu antijüdischen Ausschreitungen, die zunächst von lokalen Nazifunktionären angestachelt und schließlich durch die Entscheidungen von Hitler und Goebbels an der Spitze des Dritten Reichs sanktioniert wurden. Während Synagogen brannten und Juden auf der Straße verprügelt wurden, sah die Polizei tatenlos zu. Männer, Frauen und Kinder - viele von ihnen Nachbarn der Opfer - beteiligten sich begeistert an den Gewalttaten, den Demütigungsritualen und den Plünderungen. In der Nacht des 10. November kam es zu einem landesweiten antisemitischen Pogrom, bei dem Synagogen, jüdische Schulen und Geschäfte in jüdischem Besitz massiv zerstört wurden. Während und nach diesem Ausbruch von Gewalt und Plünderung wurden 30.000 jüdische Männer zusammengetrieben und in Konzentrationslager gebracht, wo in den folgenden Monaten Hunderte von ihnen umkamen.
Die Kristallnacht hat der Welt die Absicht und das Ausmaß der Judenfeindlichkeit der Nazis vor Augen geführt. Sie wurde jedoch im Wesentlichen als das Werk der Naziführung angesehen. Alan Steinweis stellt dieser Sichtweise die Kristallnacht als ein echtes Pogrom entgegen - ein kathartischer Volksaufstand antisemitischer Gewalt, der von oben manipuliert, aber von unten ausgeführt wurde, indem eine große Zahl gewöhnlicher Deutscher auf den Straßen randalierte, Juden anpöbelte und verhöhnte, die Feindseligkeit der Sturmtruppen bejubelte und jüdisches Eigentum in großem Umfang plünderte.
Auf der Grundlage von Originalrecherchen in den Prozessen gegen die Täter des Pogroms und den Zeugenaussagen der jüdischen Überlebenden bringt Steinweis die Beweise für das Vorgehen des Mobs in allen Teilen der Zivilbevölkerung ans Licht. Die Kristallnacht 1938 offenbart das wahre Ausmaß und die Natur des Volksantisemitismus in Nazi-Deutschland am Vorabend des Holocausts.