
The Semantics of Word Division in Northwest Semitic Writing Systems: Ugaritic, Phoenician, Hebrew, Moabite and Greek
Bei der Erforschung alphabetischer Schriftsysteme lag der Schwerpunkt häufig auf den Korrespondenzen zwischen Graphemen und Phonemen. In der vorliegenden Studie soll dies ergänzt werden, indem die linguistische Bedeutung von Markern der Worttrennung in mehreren antiken nordwestsemitischen (NWS) Schriftsystemen untersucht wird, und zwar im Ugaritischen, Phönizischen, Moabitischen und Hebräischen sowie im alphabetischen Griechisch. Während in den modernen europäischen Sprachen die Wörter auf der Seite auf der Grundlage der Morphosyntax getrennt werden, argumentiere ich, dass in den meisten NWS-Schriftsystemen die Wörter auf der Grundlage der Prosodie getrennt werden: "Wörter" sind Einheiten, die zusammen mit einem einzigen primären Akzent oder einer Betonung oder als eine einzige Phrase ausgesprochen werden müssen.
Nach einer Einleitung, die die notwendigen theoretischen Grundlagen liefert, befasst sich Teil I mit der Worttrennung in phönizischen Inschriften. Ich zeige, dass die Worttrennung sowohl auf der Ebene des prosodischen Wortes als auch auf der Ebene der prosodischen Phrase im Phönizischen zu finden ist und dass die Verteilungen denen der prosodischen Wörter und prosodischen Phrasen im tiberischen Hebräisch entsprechen. Bei letzterem handelt es sich um eine Quelle, in der die Prosodie im Gegensatz zu dem übrigen betrachteten Material gut vertreten ist. In Teil II wird die Worttrennung in der ugaritischen alphabetischen Keilschrift analysiert. Dabei werden zwei Worttrennungsstrategien identifiziert, die im Wesentlichen zwei Textgattungen entsprechen, nämlich literarischen und administrativen Dokumenten. Die Worttrennung in der Orthographie literarischer und einiger anderer Texte trennt prosodische Wörter. Im Gegensatz dazu werden in vielen Verwaltungsdokumenten (und einigen anderen) Wörter auf der Grundlage der Morphosyntax getrennt, was die späteren Worttrennungsstrategien in Europa um mehrere Jahrhunderte vorwegnimmt. Teil III untersucht die Worttrennung im konsonantischen Text der masoretischen Tradition des biblischen Hebräisch. Hier dient die Worttrennung dazu, "minimale prosodische Wörter" zu markieren. Ich zeige, dass diese Worttrennungsorthographie auch in frühen moabitischen und hebräischen Inschriften zu finden ist. Die Worttrennung in alphabetischen griechischen Inschriften ist das Thema von Teil IV.
Während man sich einig ist, dass die Worttrennung prosodische Wörter markiert, ist die genaue Beziehung dieser Einheiten zum Tonhöhenakzent und zum Rhythmus der Sprache nicht so klar, weshalb diese Frage im Detail behandelt wird. Im Epilog wird schließlich der gesellschaftliche Kontext der Worttrennung in jedem der untersuchten Schriftsysteme betrachtet, um zu versuchen, die Gründe für die angewandten prosodischen Worttrennungsstrategien zu erkennen.
Contexts of and Relations between Early Writing Systems (CREWS) ist ein Projekt, das vom Europäischen Forschungsrat im Rahmen des Forschungs- und Innovationsprogramms Horizont 2020 der Europäischen Union (Fördervereinbarung Nr. 677758) finanziert wird und an der Fakultät für Klassische Philologie der Universität Cambridge angesiedelt ist.