
The Language(s) of Politics: Multilingual Policy-Making in the European Union
Mehrsprachigkeit ist ein allgegenwärtiges Merkmal in zahlreichen politischen Kontexten auf der ganzen Welt, sowohl in mehrsprachigen Staaten als auch in internationalen Organisationen. In einer globalisierten Welt ist es auch eine immer wichtigere Realität, dass wichtige politische Entscheidungen zwischen Politikern ausgehandelt werden, die keine gemeinsame Muttersprache haben.
Nils Ringe untersucht am Beispiel der Europäischen Union, wie sich der Rückgriff von Politikern auf gemeinsame Fremdsprachen und Übersetzungsdienste auf die Politik und die Politikgestaltung auswirkt. Ausführliche Interviews mit fast 100 politischen Entscheidungsträgern und Sprachdienstleistern in den wichtigsten EU-Institutionen, gepaart mit quantitativen und linguistischen Daten, zeigen, dass Mehrsprachigkeit ein inhärentes, allgegenwärtiges und folgenreiches Merkmal der EU-Politik ist, und veranschaulichen anschaulich, wie sie politische Interaktionen, Beratungen und Verhandlungen beeinflusst. Bestehende Forschungen zur Schnittstelle von Sprache und Politik legen nahe, dass Mehrsprachigkeit die EU-Politik konfliktreicher macht.
Dies ist jedoch nicht der Fall. Vielmehr entpolitisiert die Mehrsprachigkeit die Politikgestaltung, d.
h. sie reduziert ihren politischen Charakter und ihr Konfliktpotenzial.
Das liegt daran, dass sowohl der Gebrauch von Fremdsprachen als auch der Rückgriff auf Übersetzungen zu einer Kommunikation führen, die einfach, utilitaristisch und neutralisiert ist und allgemein gebräuchliche Phrasen und Ausdrücke beinhaltet, wodurch die nationalen und politischen Hintergründe, Präferenzen und Prioritäten der EU-Akteure verschleiert werden. Politische Entscheidungsträger neigen auch dazu, politisch aufgeladene Sprache zu ignorieren, weil sie möglicherweise nicht das widerspiegelt, was der Sprecher sagen wollte, und sie sind in ihrer Fähigkeit eingeschränkt, vage oder zweideutige Sprache zu verwenden, um Meinungsverschiedenheiten zu beschönigen, da die Konsistenz zwischen den Sprachen gewährleistet sein muss.