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Perfection's Therapy: An Essay on Albrecht Drer's Melencolia I
Eine geschickte Neuinterpretation des am eifrigsten interpretierten Bildes im abendländischen Kanon als therapeutisches Artefakt. Albrecht D rers berühmte Darstellung der schöpferischen Anstrengung in der Lähmung, das unübertroffene Meisterwerk des Kupferstichs mit dem Titel Melencolia I, steht seit Jahrhunderten als bildliche Summa des Wissens über das melancholische Temperament, als dichte Allegorie auf die Grenzen der erdgebundenen Künste und Wissenschaften und die Unmöglichkeit, Vollkommenheit zu erreichen.
Als "Bild der Bilder" bezeichnet, weil es das am eifrigsten interpretierte Bild des abendländischen Kanons ist, steht Melencolia I auch am Anfang der modernen Ikonologie, der kunstgeschichtlichen Wissenschaft von der Bedeutung. Dennoch bleibt uns ein Wirrwarr sich gegenseitig widersprechender Theorien, eine historiografische Ruine, die die Stimmung ihres Gegenstandes bestätigt.
In Perfection's Therapy nimmt Mitchell Merback die Akte wieder auf und argumentiert für eine verborgene Intentionalität in der Undurchsichtigkeit von Melencolia, ihrem strukturellen "Chaos" und ihrem Widerstand gegen allegorische Schließungen. Diese Intentionalität, so argumentiert er, weist auf eine faszinierende Möglichkeit hin, die nie zuvor in Betracht gezogen wurde: dass D rers Meisterwerk nicht nur eine fesselnde Diagnose melancholischer Not ist, sondern auch ein innovatives Instrument zu deren Überwindung.