Bewertung:

Das Buch bietet einen umfassenden Überblick über die ungarische Geschichte mit detaillierten Darstellungen bedeutender Ereignisse und Persönlichkeiten und fesselt den Leser durch seinen erzählerischen Stil. Es hat jedoch gemischte Rückmeldungen bezüglich seiner Ausführung erhalten, insbesondere was die Ausgewogenheit der behandelten Themen und Probleme mit der Übersetzung und dem Lektorat betrifft.
Vorteile:⬤ Gut geschriebene und fesselnde Erzählung
⬤ Umfassende Darstellung der ungarischen Geschichte
⬤ Informativ und bietet neue Einblicke
⬤ Hervorragend für das Verständnis von Ungarns Vergangenheit und Gegenwart
⬤ Bietet eine andere Perspektive
⬤ Sowohl für akademische als auch für Gelegenheitsleser geeignet.
⬤ Unausgewogene Darstellung historischer Ereignisse
⬤ einige Ungenauigkeiten und Übersetzungsfehler
⬤ gelegentlich trockene Abschnitte und übermäßige Ausführlichkeit bei bestimmten Themen auf Kosten anderer
⬤ teilweise schlecht redigiert
⬤ kann mit gemischten historischen Interpretationen verwirrend sein.
(basierend auf 43 Leserbewertungen)
The Hungarians: A Thousand Years of Victory in Defeat
Die Ungarn ist die umfassendste, klarsichtigste und fesselndste Geschichte eines legendär stolzen und leidenschaftlichen, aber einsamen Volkes. Ein Großteil Europas kannte sie einst als kinderfressende Kannibalen und blutrünstige Hunnen. Doch es dauerte nicht lange, bis die Ungarn zu unerschütterlichen Verteidigern des christlichen Abendlandes wurden und heldenhafte Freiheitskämpfe gegen die Tataren (1241), die Türken (16.-18. Jahrhundert) und unter anderem die Russen (1848-49 und 1956) führten. Paul Lendvai erzählt die faszinierende Geschichte, wie die Ungarn trotz einer Reihe von Katastrophen und ihrer sprachlichen und kulturellen Isolation mehr als 1.000 Jahre als Nationalstaat überlebt haben.
Lendvai, der 1957 aus Ungarn floh, zeichnet die ungarische Politik, Kultur, Wirtschaft und Emotionen vom dramatischen Einzug der Magyaren in das Karpatenbecken im Jahr 896 bis an den Rand der Ära nach dem Kalten Krieg nach. Die Ungarn fragen sich ständig, was es bedeutet, Ungar zu sein und woher sie kommen. Doch, so Lendvai, geht es bei der ungarischen nationalen Identität nicht nur um Abstammung oder Sprache, sondern auch um ein emotionales Gefühl der Zugehörigkeit. Ungarns berühmter Dichter und Patriot, S ndor Petofi, war slowakischer Abstammung, und Franz Liszt fühlte sich zutiefst ungarisch, obwohl er nur ein paar Worte Ungarisch sprach. Anhand farbenfroher Anekdoten über Helden und Verräter, Sieger und Opfer, Genies und Hochstapler, die zum Teil auf originalen Archivrecherchen beruhen, vermittelt Lendvai auf der großen Bühne der ungarischen Geschichte das facettenreiche Zusammenspiel von Fortschrittlichkeit und wirtschaftlicher Modernisierung mit Intoleranz und engstirnigem Nationalismus.
Er beschreibt auf bewegende Weise das nationale Trauma, das durch die Abtretung des historischen ungarischen Kernlandes Siebenbürgen an Rumänien im Rahmen des Vertrags von Trianon im Jahr 1920 verursacht wurde - ein Trauma, das im Laufe der Jahre keineswegs geringer geworden ist. Die Schrecken der nationalsozialistischen und sowjetisch-kommunistischen Herrschaft waren nicht weniger entsetzlich, wie Lendvais zurückhaltender Bericht deutlich macht, aber sie sind nun Teil der Geschichte.
Eine unvergessliche Mischung aus hervorragender Lesbarkeit, lebhaftem Humor und akribischer Wissenschaftlichkeit: Die Ungarn ist ein Buch ohne Tabus und Vorurteile, das gleichzeitig einen maßgeblichen Schlüssel zum Verständnis dafür bietet, wie und warum diese isolierte Ecke Europas eine solche Galaxie großer Wissenschaftler, Künstler und Unternehmer hervorgebracht hat.