Bewertung:

Mulligans Buch bietet eine nützliche Darstellung und Analyse der internationalen Beziehungen vor dem Ersten Weltkrieg, wobei er die Stabilität des europäischen Systems betont und teleologische Interpretationen der Kriegsursachen kritisiert. Allerdings wird die Analyse aufgrund der Vernachlässigung entscheidender innenpolitischer Faktoren und spezifischer Beiträge zum Ausbruch des Krieges als begrenzt angesehen.
Vorteile:Das Buch bietet einen klaren historiografischen Überblick, eine detaillierte Untersuchung der internationalen Ereignisse, die zum Ersten Weltkrieg führten, und thematische Kapitel über den militärischen Wettbewerb, die öffentliche Meinung und die wirtschaftlichen Wechselwirkungen. Es widerlegt wirkungsvoll frühere Ansichten über die Unvermeidbarkeit des Krieges und legt nahe, dass die Krise kontingent und beherrschbar war.
Nachteile:Mulligans Analyse lässt kritische innenpolitische Themen aus, die zum Krieg beigetragen haben, wie etwa die von den Entscheidungsträgern der Großmächte wahrgenommenen internen Bedrohungen. Die Tatsache, dass er die Bedeutung der belgischen Neutralität und der militärischen Entscheidungsfristen außer Acht lässt, lässt Zweifel an der Vollständigkeit seiner Argumentation aufkommen. Außerdem scheint seine Konzentration auf die internationalen Beziehungen wesentliche innenpolitische Dynamiken zu überschatten.
(basierend auf 1 Leserbewertungen)
The Origins of the First World War
Zweite Auflage dieser führenden Einführung in die Ursprünge des Ersten Weltkriegs und des internationalen Systems der Vorkriegszeit.
William Mulligan zeigt, dass der Krieg keineswegs ein unvermeidliches Ergebnis der internationalen Politik des frühen zwanzigsten Jahrhunderts war, sondern dass es mächtige Kräfte gab, die sich für die Erhaltung des Friedens einsetzten. Er erörtert Schlüsselfragen, die vom Militär, der öffentlichen Meinung, der Wirtschaft, der Diplomatie und der Geopolitik bis hin zu den Beziehungen zwischen den Großmächten, der Rolle der kleineren Staaten und den zerfallenden Imperien reichen.
In dieser Neuauflage wertet der Autor die umfangreiche neue Literatur über die Ursprünge des Krieges und die Julikrise aus und führt neue Themen wie die Beziehung zwischen wirtschaftlicher Verflechtung und militärischer Planung ein. Mit gut strukturierten Kapiteln und einer umfangreichen Bibliographie ist dies ein unverzichtbarer Text für den Unterricht, der unser Verständnis der Diplomatie, der politischen Kultur und der Wirtschaftsgeschichte von 1870 bis 1914 grundlegend erneuert.