
The Constitution of Indonesia: A Contextual Analysis
Jahrzehntelang wurde die indonesische Verfassung von 1945, die zweitkürzeste der modernen Welt, von den aufeinanderfolgenden autoritären Regimen als Entschuldigung benutzt. Der nüchterne Text, der ursprünglich als vorübergehende Maßnahme gedacht war, enthielt kaum mehr als die Einrichtung grundlegender Staatsorgane, darunter ein mächtiges Präsidentenamt.
Er bot den Bürgern keine wirklichen Garantien oder Schutzmaßnahmen. Diese Schwächen wurden von dem vom Militär gestützten Regime, das Präsident Suharto von 1966 bis zu seinem Sturz im Jahr 1998 führte, rücksichtslos ausgenutzt. Die (allererste) Verfassungsänderung, die im folgenden Jahr begann und 2002 abgeschlossen wurde, änderte all dies.
Sie erweiterte und überarbeitete die Verfassung und führte ein liberales demokratisches System ein, das auf den Menschenrechten, einer offenen Gesellschaft und der Gewaltenteilung beruht. Mit diesen Reformen wurde auch ein Verfassungsgericht geschaffen, das Indonesiens erstes juristisches Forum für ernsthafte Debatten über die Auslegung und Anwendung der Verfassung sowie die erste bedeutende und leicht zugängliche Sammlung detaillierter und begründeter Urteile darstellt.
Heute ist das indonesische Verfassungsrecht reichhaltig, anspruchsvoll und komplex. Dieses Buch gibt einen Überblick über den bemerkenswerten Verfassungswandel, bewertet die Umsetzung des neuen indonesischen Verfassungsmodells und zeigt seine Schwächen auf.
Nach einer Darstellung der wichtigsten Institutionen, die Exekutive, Legislative und Judikative ausüben, konzentriert sich das Buch auf die wichtigsten aktuellen Verfassungsdebatten, die von Menschenrechten über Dezentralisierung und Religionsfreiheit bis hin zur Kontrolle der Wirtschaft reichen. (Reihe: Verfassungssysteme der Welt)