
Imagining Ecuador: Crisis, Transnationalism and Contemporary Fiction
(Gewinner des Publikationspreises 2020-21 der AHGBI-Spanischen Botschaft)
Im März 1999 setzte die ecuadorianische Regierung in dem Bemühen, den finanziellen Zusammenbruch abzuwenden, alle Bankgeschäfte aus und fror alle Bankkonten im Land für fünf Tage ein. Diese Episode, das Feriado Bancario, stellt den Höhepunkt der schlimmsten Finanzkrise in der Geschichte des Landes dar, die weitreichende und lang anhaltende Auswirkungen auf Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Kulturproduktion hatte. Die Idee von "Ecuador" selbst wurde verändert, da Ecuador zu einem Land wurde, das durch ständige Interaktion mit der Welt jenseits seiner Grenzen geprägt ist.
In diesem Buch wird untersucht, wie zeitgenössische ecuadorianische Autoren die Nation nach dem Feriado Bancario neu imaginieren. Ausgehend von einer erneuten Lektüre des ecuadorianischen Nationalromans Huasipungo (1930) von Jorge Icaza, der die Nation als im Land verwurzelt ansah, untersucht das Buch die Belletristik nach der Krise, die ein Bild von Ecuador als transnationalem Raum bietet. Es geht davon aus, dass diese Romane - Elicer Crdenas' El oscuro final del Porvenir (2000), Leonardo Valencias Kazbek (2008), Carlos Arcos' Memorias de Andr s Chiliquinga (2013) und Gabriela Alemns Humo (2017) - die neue Realität Ecuadors als eine Nation, die sich nicht mehr durch ihr Territorium definieren lässt, widerspiegeln und erklären. Gleichzeitig nutzt das Buch den ecuadorianischen Fall, um die Konzeptualisierung der lateinamerikanischen Literatur als "postnational" in Frage zu stellen und zu zeigen, wie Länder an der Peripherie des globalen Literaturmarktes allein schon aufgrund ihrer minoritären Position die Weltliteratur bereichern und besser definieren können.