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Reclaiming Catherine of Siena: Literacy, Literature, and the Signs of Others
Katharina von Siena (1347-1380) schrieb zu Lebzeiten fast vierhundert Episteln und mischte sich damit effektiv in die literarischen, politischen und theologischen Debatten ihrer Zeit ein. Als Tochter eines sienesischen Färbers hatte Katharina jedoch keine formale Ausbildung, und ihre Leistungen wurden eher als Wunder denn als ihr eigenes Werk angesehen.
Infolgedessen wurde sie aus der Darstellung der Entwicklung des europäischen Humanismus und der italienischen Sprache und Literatur weitgehend ausgeschlossen. Reclaiming Catherine of Siena plädiert dafür, Katharina neben literarischen Größen wie Dante und Petrarca zu betrachten, und unterstreicht Katharinas Engagement für die Verwendung der Volkssprache, um die Botschaft Christi - und ihre eigene - zu verkünden. Jane Tylus zeichnet hier die umstrittenen Kämpfe der Gelehrten im Laufe der Jahrhunderte um die Einordnung Katharinas in die Geschichte der italienischen Kultur der frühen Neuzeit nach.
Dabei konzentriert sie sich vor allem auf Katharinas Werke, macht auf das Zusammenspiel von Mündlichkeit und Textualität in den Briefen aufmerksam und zeigt, warum es für Katharina so wichtig war, sich als Schriftstellerin zu begreifen. Tylus plädiert für eine Neubewertung Katharinas nicht nur als mittelalterliche Heilige, sondern als eine der wichtigsten Figuren bei der Entstehung des italienischen Literaturkanons.