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Those Who Touch: Tuareg Medicine Women in Anthropolotical Perspective
Die Anthropologin Susan J. Rasmussen, die fünfundzwanzig Jahre lang Feldforschung in Niger und Mali betrieben hat, untersucht die von Frauen dominierte Praxis der Kräuterkunde in den muslimischen Tuareg-Gemeinschaften, die als Seminomaden leben. Medizinfrauen, bekannt als Tinesmegelen, stellen Diagnosen durch Berührung und behandeln ihre Patienten - meist Frauen und Kinder - mit Blättern, Rinde und Wurzeln von Bäumen, die mit den Geistern der Vorfahren in Verbindung gebracht werden. Neben der Heilung erzählen sie mündliche Überlieferungen, bieten Eheberatung an, schützen Patienten vor möglicher häuslicher Gewalt und praktizieren Wahrsagerei.
Da Rasmussen im Laufe ihrer Feldforschung das Vertrauen von fast zwanzig Medizinfrauen gewinnen konnte, ist sie in der Lage, ein detailliertes Profil dieser Heilerinnen und ihrer Glaubensvorstellungen zu erstellen. Die Frauen kommen aus unterschiedlichen Verhältnissen, viele von adliger Herkunft. Obwohl sie Mütter sein müssen, üben die meisten ihren Beruf erst nach dem Kinderkriegen aus. Rasmussen zeichnet die mythisch-historischen Ursprünge der weiblichen Kräuterkunde und den Initiationsprozess für den Eintritt in diesen Beruf nach. Dabei untersucht sie auch die mächtigen Beziehungen zwischen Medizinfrauen und verschiedenen Autoritäten: Islamische Führer, Staatsbeamte und das medizinische Personal von Nichtregierungskliniken.
Rasmussen führt den Leser in diese faszinierende Welt der Medizinfrauen durch Interviews, geführte Gespräche, Lebensgeschichten, anschauliche Fallstudien und vor allem durch die Worte der Heilerinnen und ihrer Patienten. Als teilnehmende Beobachterin teilt sie ihre eigenen Erfahrungen mit den Beschreibungen der Behandlungen, die sie selbst erhalten hat. Anschließend geht sie von einer fokussierten Analyse zu einem breiteren kontextuellen Rahmen über und behandelt zentrale Fragen der Anthropologie zu Geschlecht, Wissen und der Schnittstelle zwischen Religion und Medizin.