Bewertung:

Das Buch bietet eine aufschlussreiche Erkundung der Materialität des Radios und enthält eine vielfältige Sammlung von Aufsätzen, die im Allgemeinen gut geschrieben sind und zum Nachdenken anregen, auch wenn einige Leser auf Wiederholungen und mögliche redaktionelle Probleme hinwiesen.
Vorteile:⬤ Hervorragende Aufsätze, die einen wichtigen Beitrag zur zeitgenössischen Medienwissenschaft leisten
⬤ wertvolle Einblicke aus verschiedenen Perspektiven
⬤ regt zur Neubewertung von Schlüsselideen an
⬤ wird vom Leser im Allgemeinen gut aufgenommen, auch wenn er das Buch nicht vollständig gelesen hat.
Einige Wiederholungen von Ideen aufgrund des Aufsatzformats; potenzielle redaktionelle Probleme wurden von einigen Lesern bemerkt, obwohl der Rezensent sie persönlich nicht als signifikant empfand.
(basierend auf 1 Leserbewertungen)
Digital Memory and the Archive
In der allgemeinen Vorstellung sind Archive abgelegene, weitgehend veraltete Institutionen: entweder antiquierte, zwangsläufig verstaubte Bibliotheken oder unheimliche Aufbewahrungsorte für persönliche Geheimnisse, die von Polizeistaaten verwaltet werden. Doch das Archiv ist heute ein allgegenwärtiges Merkmal des digitalen Lebens. E-Mails und andere Computerdateien werden nicht mehr gelöscht, sondern archiviert. Mediensoftware und Cloud-Speicher ermöglichen die sofortige Katalogisierung und Aufbewahrung von Daten, von Musik, Fotos und Videos bis hin zu persönlichen Informationen, die auf Social-Media-Seiten gesammelt werden.
In dieser digitalen Landschaft sind die archivorientierten Medientheorien von Wolfgang Ernst besonders relevant. Digital Memory and the Archive, die erste englischsprachige Sammlung der Arbeiten des deutschen Medientheoretikers, versammelt Aufsätze, die Ernsts kontroversen materialistischen Ansatz zur Medientheorie und -geschichte vorstellen. Seine Erkenntnisse sind von zentraler Bedeutung für das aufstrebende Feld der Medienarchäologie, die die Rolle spezifischer Technologien und Mechanismen bei der Gestaltung der zeitgenössischen Kultur und Gesellschaft aufdeckt - und nicht die der Inhalte.
Ernsts miteinander verknüpfte Ideen zum Archiv, zur Maschinenzeit und Mikrozeitlichkeit sowie zu den neuen Regimen des Gedächtnisses bieten eine neue Perspektive sowohl auf die aktuelle digitale Kultur als auch auf die Infrastruktur des medienhistorischen Wissens. Für Ernst haben verschiedene Formen von Mediensystemen - von Bibliothekskatalogen bis hin zu Tonaufnahmen - den Inhalt und das Verständnis des Archivs und anderer Institutionen des Gedächtnisses beeinflusst. Gleichzeitig ist die digitale Archivierung zu einem umstrittenen Ort geworden, der sich nur schwer kuratieren lässt und so die Schaffung und Bewahrung von kulturellem Gedächtnis und Geschichte erschwert.