
A Companion to the Works of Heinrich Heine
Als prominentester deutsch-jüdischer Schriftsteller der Romantik wurde Heinrich Heine (1797-1856) zu einem Brennpunkt der Spannungen, die durch die jüdische Assimilation an die deutsche Kultur in einer Zeit entstanden, die von einer zunehmenden Betonung der gemeinsamen Abstammung des deutschen Volkes geprägt war. Als genialer Komponist romantischer Verse und Begründer der deutschen Prosa der Moderne widersetzte er sich nationalistisch-romantischen Vorstellungen vom schöpferischen Genie, die deutsche Größe in einer idealistischen Tradition von Dichter und Denker begründeten. Und als frecher, oft rücksichtsloser Verfechter von Freiheit und sozialer Gerechtigkeit forderte er nicht nur die reaktionären Machthaber der deutschen Restauration heraus, sondern auch die beginnende Nationalideologie, die verhängnisvolle Folgen für das neue Deutschland haben sollte - Folgen, die er oft mit einer prophetischen Vision vorhersagte, die aus seiner eigenen Erfahrung geboren war. Die Kontroversen um Heine, die bis ins Herz der deutschen Frage vordringen, sind seit seinem Tod genauso intensiv wie zu seinen Lebzeiten und dienen oft als Prüfstein für wichtige Fragen des nationalen und sozialen Bewusstseins.
Dieser neue Band mit Aufsätzen von Wissenschaftlern aus Deutschland, Großbritannien, Kanada und den Vereinigten Staaten bietet neue kritische Einsichten zu zentralen, immer wiederkehrenden Themen in seinem Werk: die Symbiose von deutscher und jüdischer Kultur; der aufkommende Nationalismus unter den europäischen Völkern; die kritische Betrachtung der Romantik und der modernen Philosophie; die europäische Kultur an der Schwelle zur Moderne; Ironie, Witz und Selbstkritik als notwendige Elemente einer modernen Ästhetik; die sich verändernden Ansichten über Teleologie und die Dialektik der Geschichte; und letzte Gedanken und Überlegungen aus seinen letzten, langen Jahren im Krankenbett.
Mitwirkende: Michael Perraudin, Paul Peters, Roger F. Cook, Willi Goetschel, Gerhard Hhn, Paul Reitter, Robert C. Holub, Jeffrey Grossman, Anthony Phelan, Joseph A. Kruse, und George F. Peters.
Roger F. Cook ist Professor für Deutsch an der University of Missouri, Columbia.