
A Century of Anarchy?: War, Normativity, and the Birth of Modern International Order
Jahrhundert wurde als ein Zeitalter verstanden, in dem Staaten gegeneinander Krieg führen konnten, wenn sie es für politisch notwendig hielten. Erst mit der Gründung des Völkerbundes, dem Kellogg-Briand-Pakt und der UN-Charta wurde das "freie Recht, Krieg zu führen" (liberum ius ad bellum) schrittweise abgeschafft. Mit dem Ende dieser Anarchie der Kriegsführung brachen bessere Zeiten an, die zu einer radikalen Umgestaltung des Völkerrechts und der Politik führten.
Da ein "freies Recht auf Krieg" jedoch nie empirisch bewiesen wurde, ist diese Geschichte des Fortschritts rätselhaft. In A Century of Anarchy? : War, Normativity, and the Birth of Modern International Order stellt Hendrik Simon dieses Narrativ in Frage, indem er eine Genealogie der modernen Kriegsrechtfertigungen skizziert und sich auf wissenschaftliche, politische und öffentliche Diskurse stützt. Er argumentiert, dass liberum ius ad bellum eine Erfindung realistischer Rechtsgelehrter im kaiserlichen Deutschland ist, die gegen den Mainstream des europäischen Liberalismus argumentierten, und dass die heute vergessene Sonderweg-Lesart paradoxerweise in der internationalen Geschichtsschreibung nach den Weltkriegen universalisiert wurde.
A Century of Anarchy? ist eine fesselnde Lektüre für Historiker, Juristen, politische Theoretiker, Wissenschaftler im Bereich der internationalen Beziehungen und alle, die sich für das Verständnis der Entstehung der modernen internationalen Ordnung interessieren. In diesem bahnbrechenden Werk dekonstruiert Simon nicht nur kunstvoll den Mythos des liberum ius ad bellum, sondern verfolgt auch die politischen und theoretischen Wurzeln des modernen Kriegsverbots bis ins lange neunzehnte Jahrhundert (1789-1918).