
Insights Into Social Inequality: A Quantitative Study of Neolithic to Early Medieval Societies in Southwest Germany
Soziale Ungleichheit ist ein Thema, das uns heute beschäftigt. Die Lebensmöglichkeiten und der Zugang zu Ressourcen sind in reichen und armen Ländern, zwischen Eliten und anderen sehr unterschiedlich. Darüber hinaus sind Ungleichheiten, die auf bio-anthropologischen und nicht-bio-anthropologischen Ursachen beruhen, nahezu universell. Dementsprechend war Ungleichheit auch in vergangenen Gesellschaften vorhanden, und Archäologen haben soziale Ungleichheiten in Quellen wie Grabstätten immer wieder untersucht und interpretiert.
Das vorliegende Buch setzt solche Analysen mit einem neuen Multi-Proxy-Ansatz fort. Es zeigt soziale Ungleichheiten in ausgewählten ehemaligen Gräberfeldern aus Südwestdeutschland auf. Die Gräberfelder stammen aus dem Frühneolithikum (Schwetzingen), dem Spätneolithikum (Lauda-K nigshofen), der frühen Bronzezeit (Singen), der frühen Eisenzeit (Magdalenenbergle) und dem Frühmittelalter (Horb-Altheim). Die Herausforderung bestand darin, hierarchische und heterarchische Unterschiede und Ungleichheiten innerhalb der Gräberfelder auf der Grundlage einer Vielzahl unterschiedlicher Proxies zu identifizieren. Die Untersuchung umfasst Variationen in der Verteilung von Grabbeigaben, Grabgrubengrößen, bio-anthropologischen und Isotopendaten. Darüber hinaus spielen räumliche Analysen der Gräberfelder und insbesondere der Abstände zwischen den Gräbern eine wesentliche Rolle bei dieser Untersuchung.
Die Ergebnisse zeigen soziale Ungleichheiten zwischen und innerhalb von Geschlechtern und Alterskohorten auf, die auf den jeweiligen Friedhöfen unterschiedlich ausgeprägt sind. Darüber hinaus lassen die Ergebnisse der Multiproxy-Analysen die Interpretation zu, dass sich die Fundplätze hinsichtlich der jeweiligen Ungleichheitsgrade und Machtstrategie-Modi unterscheiden. Im Einzelnen ist zu beobachten, dass die früheisenzeitlichen und frühbronzezeitlichen Fundstellen einen relativ hohen Grad an Ungleichheit im Vergleich zu den anderen Fundstellen aufweisen. Insbesondere die Untersuchung der früheisenzeitlichen und spätneolithischen Fundstellen lässt eher eine netzwerkbasierte Machtstrategie erkennen, während die frühneolithischen, frühbronzezeitlichen und frühmittelalterlichen Fundstellen eher eine korporative Machtstrategie aufweisen.