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An Analysis of Sheila Fitzpatrick's Everyday Stalinism: Ordinary Life in Extraordinary Times: Soviet Russia in the 1930s
Inwiefern war die Sowjetunion wie eine Suppenküche? Die Historikerin Sheila Fitzpatrick erklärt in diesem wichtigen und stark revidierten Werk, dass ein neues Bild des kommunistischen Staates als Anbieter von Gütern für die „bedürftigen Armen“ als mächtige Metapher für das Verständnis des sowjetischen Lebens als Ganzes betrachtet werden kann. Indem Fitzpatrick den Staat sowohl als Versorger als auch als Hilfsorganisation positioniert, stellt sie ihn nicht so sehr als Gefängnis dar (die von vielen ihrer Vorgänger bevorzugte Metapher), sondern vielmehr als die Organisation, die eine bestimmte Lebensweise ermöglichte.
Fitzpatricks eigentlicher Anspruch auf Originalität besteht jedoch darin, die Beziehung zwischen der allmächtigen totalitären Regierung und ihrem eigenen Volk von beiden Seiten zu betrachten - und zu zeigen, dass das sowjetische Volk weder völlig handlungsunfähig noch ohne Ressourcen war. Vielmehr entwickelten sie erfolgreich Praktiken, die ihnen halfen, den Alltag in einer Zeit erheblicher Gefahren und vielfältiger Engpässe zu bewältigen. Für viele, so zeigt Fitzpatrick, war es eine erfolgreiche Überlebensstrategie, zum Spitzel zu werden und Mitbürger - sogar Familie und Freunde - an den Staat zu melden.
Fitzpatricks Arbeit ist vor allem als Beispiel für die Fähigkeit des kritischen Denkens bekannt; sie trägt Beweise und Argumente zusammen, um eine höchst überzeugende revisionistische Beschreibung des Alltagslebens in der Sowjetzeit zu liefern. Ihr Buch wurde jedoch für die Art und Weise kritisiert, wie es mit möglichen Gegenargumenten umgeht, nicht zuletzt für den Vorwurf, dass viele der Befragten, auf deren Erfahrungen sie einen Großteil ihrer Analyse stützt, keine typischen Produkte des sowjetischen Systems waren.