Bewertung:

Linda Zerilli befasst sich in ihrem Buch „A Democratic Theory of Judgement“ mit der kritischen Frage der Urteilskraft im Kontext der Demokratie. Es bietet einen einzigartigen Mittelweg zwischen Universalismus und Relativismus und setzt sich mit verschiedenen philosophischen Debatten auseinander. Das Buch gilt als wichtiger Beitrag zur zeitgenössischen politischen Philosophie und wird für seine Tiefe und Originalität gelobt.
Vorteile:⬤ Bietet eine neue Perspektive auf das Urteilsvermögen in der Politik, indem es Universalismus und Relativismus ausbalanciert.
⬤ Setzt sich mit einem breiten Spektrum philosophischer Debatten auseinander und stellt Zerillis tiefes Verständnis unter Beweis.
⬤ Liefert aufschlussreiche Argumente, die gängige Vorstellungen von politischer Herrschaft in Frage stellen.
⬤ Hoch gelobt für seine intellektuelle Strenge und erbaulichen Qualitäten, die es zu einer überzeugenden Lektüre für alle machen, die sich für politische Theorie interessieren.
In der Rezension werden keine spezifischen Nachteile genannt, aber man könnte daraus schließen, dass die Komplexität der Argumente und die Tiefe der theoretischen Auseinandersetzung für einige Leser eine Herausforderung darstellen könnte.
(basierend auf 1 Leserbewertungen)
A Democratic Theory of Judgment
In diesem weitreichenden Blick auf die politische und philosophische Geschichte packt Linda M.
G. Zerilli den dicht gewebten Kern von Hannah Arendts unvollendetem Werk über ein hartnäckiges modernes Problem aus: wie man kritisch urteilen kann, nachdem die ererbten Urteilskriterien zusammengebrochen sind.
Unter Einbeziehung einer bemerkenswerten Bandbreite von Denkern, darunter Ludwig Wittgenstein, Leo Strauss, Immanuel Kant, Frederick Douglass, John Rawls, Jürgen Habermas, Martha Nussbaum und viele andere, bahnt Zerilli einen hoffnungsvollen Weg zwischen einem unhaltbaren Universalismus und einem kulturellen Relativismus, der die Möglichkeit, überhaupt zu urteilen, für immer aufschiebt. Zerilli skizziert geschickt die Grenzen bestehender Debatten, sowohl derjenigen, die sich mit der Unmöglichkeit eines kulturübergreifenden Urteils befassen, als auch derjenigen, die versuchen, transzendente, rationale Werte zur Verankerung des Urteils zu finden. Indem sie Kant durch die Linse von Arendt betrachtet, entwickelt Zerilli den Begriff eines öffentlichen Wahrheitsbegriffs, und von dort aus untersucht sie Relativismus, Historismus und Universalismus, wie sie feministische Ansätze zur Urteilsbildung prägen.
Indem sie Arendt noch weiter folgt, gelangt Zerilli zu einem hoffnungsvollen neuen Weg: Sie sieht den Zusammenbruch der philosophischen Kriterien für die Urteilsbildung nicht als Problem, sondern als Möglichkeit, die Urteilsbildung als weltbildende Tätigkeit demokratischer Bürger neu zu praktizieren. Das Ergebnis ist ein erstaunliches theoretisches Argument, das einige der wichtigsten politischen Gedanken der Neuzeit durchläuft - und darüber hinausgeht.