Bewertung:

Das Buch bietet einen wissenschaftlichen Blick auf die Entwicklung erkenntnistheoretischer Prinzipien und Praktiken, die insbesondere durch anglo-amerikanische Rechtsverfahren beeinflusst wurden, und ist damit für die heutige Diskussion über die Natur von Fakten relevant. Es stellt eine gut recherchierte Untersuchung dar, wie sich diese Prinzipien mit verschiedenen Disziplinen überschneiden, insbesondere im Kontext der englischen Sprache und Kultur.
Vorteile:Das Buch ist gut recherchiert, erhellend und bietet eine einzigartige Perspektive auf die Beziehung zwischen dem Rechtssystem und dem Verständnis von Wissen. Es ist intelligent und prägnant argumentiert, leicht nachvollziehbar und enthält interessante kulturelle Erkenntnisse über Fakten.
Nachteile:Einige Rezensenten merkten an, dass es sich manchmal ein wenig wiederholt, was in der akademischen Literatur üblich ist.
(basierend auf 4 Leserbewertungen)
A Culture of Fact: England, 1550-1720
Barbara J. Shapiro zeichnet die überraschende Entstehungsgeschichte des Faktums nach, eines modernen Konzepts, das, wie sie überzeugend nachweist, seinen Ursprung nicht in der Naturwissenschaft, sondern im juristischen Diskurs hat.
Sie verfolgt die Entwicklung und Verbreitung des Konzepts in einer Vielzahl von Disziplinen im frühneuzeitlichen England und untersucht, wie die entstehende Kultur des Faktischen die erkenntnistheoretischen Annahmen der einzelnen intellektuellen Unternehmungen prägte. Auf der Grundlage einer erstaunlichen Bandbreite an Forschungsergebnissen untersucht Shapiro, wie sich die Identität des Faktums von einer angeblichen menschlichen Handlung zu einem bewiesenen natürlichen oder menschlichen Ereignis wandelte. Jahrhundert, als das englische Gewohnheitsrecht eine Definition der Tatsache festlegte, die sich auf Augenzeugen und Zeugenaussagen stützte.
Durch die Entwicklung der Nachrichten- und Reiseberichterstattung wurde das Konzept auf natürliche und menschliche Ereignisse ausgedehnt. Erst dann, so stellt Shapiro fest, übernahm die wissenschaftliche Philosophie die Kategorie der Tatsache.
Mit Francis Bacon, der für strengere Kriterien eintrat, wurde der Zeuge zu einem wesentlichen Bestandteil der wissenschaftlichen Beobachtung und des Experiments. Shapiro schildert auch, wie Englands Beschäftigung mit dem Faktum die Geschichtsschreibung, die Religion und die Literatur beeinflusste - was zur Entstehung eines faktenorientierten fiktionalen Genres, des Romans, führte.