
A Theory of Insurance and Gambling: Replacing Risk Preferences with Quid Pro Quo
Im Jahr 1948 schlugen Milton Friedman und L. J. Savage vor, dass Risikopräferenzen die Nachfrage nach Versicherungen und Glücksspielen erklären - eine Theorie, die auch heute noch von Wirtschaftswissenschaftlern fast allgemein akzeptiert wird. Fragt man fast alle Wirtschaftswissenschaftler, warum Menschen Versicherungen abschließen, so würden sie sagen, dass dies daran liegt, dass die meisten Menschen "risikoscheu" sind bzw. "die Sicherheit von Verlusten bevorzugen". Wenn man sie fragen würde, warum Menschen Glücksspiele spielen, würden sie sagen, dass es daran liegt, dass manche Menschen "risikofreudig" sind.
In A Theory of Insurance and Gambling kritisiert John A. Nyman diesen Ansatz und schlägt eine neue Theorie der Beweggründe für Versicherungen und Glücksspiele vor. Er argumentiert, dass die Nachfrage nach Versicherungen und Glücksspielen am besten verstanden wird, wenn man sich nicht auf die Risikopräferenzen konzentriert, sondern auf den Einkommenstransfer, die Zustände der Welt, die den Einkommenstransfer auslösen, und den Wert des Einkommens in diesen Zuständen. Mit anderen Worten: Versicherungen werden durch die Präferenz motiviert, Einkommen in zukünftige Zustände der Welt zu übertragen, in denen das Einkommen wertvoller ist. Das Glücksspiel hingegen ist durch die Präferenz motiviert, Einkommen in zukünftige Zustände der Welt zu transferieren, in denen zusätzliches Einkommen weniger kostspielig zu erhalten ist.
Nyman versucht letztlich, die Denkweise der Ökonomen über Versicherungen und Glücksspiele neu auszurichten, indem er die Unsicherheit nicht mehr als negativen Motivationsfaktor betrachtet, sondern einfach als mechanisches Merkmal, das die Steigerung von Einkommen und Konsum ermöglicht. Er geht weg von voreingenommenen Modellen, die Einkommenseffekte und Staatsabhängigkeit bei der Bewertung der Vorteile von Versicherungen und Glücksspielen ignorieren, und weg von Risikopräferenzen hin zu dem Wunsch, zusätzliches zukünftiges Einkommen zu erzielen. Indem er darlegt, dass Risikopräferenzen die Nachfrage nach Versicherungen oder Glücksspielen nicht motivieren, stellt A Theory of Insurance and Gambling einen fundamentalen Grundsatz des wirtschaftlichen Denkens in Frage.