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Remember Me: Memory and Forgetting in the Digital Age
Wenn das Ende des Dezembers naht, schickt Facebook seinen Nutzern regelmäßig ein kurzes Video mit dem Titel „Dein Jahr auf Facebook“. Es dauert etwa eine Minute und fasst die Bilder und Beiträge zusammen, die im vergangenen Jahr die meisten Kommentare und Likes erhalten haben. Abgerundet wird das Video mit einer Nachricht von Facebook, die wie folgt lautet Manchmal hilft uns der Blick zurück, uns daran zu erinnern, was am wichtigsten ist. Danke, dass du hier bist“.
Dieser "Blick zurück", der in den sozialen Netzwerken immer mehr in den Mittelpunkt rückt, inspiriert Davide Sisto zu seinen brillanten Überlegungen darüber, wie sich unser Verhältnis zum Erinnern und Vergessen im digitalen Zeitalter verändert. Die Vergangenheit existiert nicht wirklich: Sie ist nur eine Geschichte, die wir uns selbst erzählen. Aber was passiert, wenn wir diese Geschichte nicht nur uns selbst, sondern auch unseren Anhängern erzählen, wenn sie nicht nur auf unseren Social-Media-Seiten, sondern auch auf den Seiten von Hunderten oder Tausenden von anderen aufgezeichnet wird und so zu etwas wird, das für immer angesehen und referenziert werden kann? Die sozialen Netzwerke werden zu riesigen digitalen Archiven, in denen die Vergangenheit nahtlos mit der Gegenwart verschmilzt und unsere Fähigkeit zu vergessen langsam auslöscht. Und gleichzeitig wird unser Gedächtnis in Systeme ausgelagert, die wir nicht kontrollieren und die jederzeit veralten können, wodurch wir von unseren Erinnerungen abgeschnitten werden und Gefahr laufen, völlig in Vergessenheit zu geraten.
Diese zeitgemäße und durchdachte Reflexion über das Erinnern und Vergessen im digitalen Zeitalter wird für Studenten und Wissenschaftler der Medienwissenschaften von Interesse sein sowie für alle, die sich mit den Veränderungen unseres sozialen und persönlichen Lebens in einer Welt beschäftigen, die zunehmend von sozialen Medien und dem Internet geprägt ist.