
Epistemology, Economics, and Ethics: A Practical Philosophy of Prehistoric Archaeology
Dieses Buch soll eine Grundlage dafür sein, wie man Vorgeschichte und Archäologie theoretisiert und wie man Verbindungen zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart herstellen kann. Es ist in vier Teile gegliedert. Der erste Teil ist erkenntnistheoretisch. Er erklärt, warum es theoretische Investitionen geben muss, wenn vergangene menschliche Lebensformen verstanden und erklärt werden sollen. Diese Einsicht wird in einem Leitermodell (sensu Hawkes) mit begrifflichen Gerüsten auf jeder Stufe spezifiziert. Schrittweise werden Begriffspaare eingeführt. Dies stellt eine reflexive Wende für Archäologen dar, indem gezeigt wird, wie theoretische Investitionen gerechtfertigt, untermauert und verworfen werden können. Im zweiten Teil wird eine spezifische Investition getätigt: der ursprüngliche historische Materialismus. Er behauptet, dass die neolithische Transformation die Menschen zu wirtschaftlichen Akteuren macht. Das wirtschaftliche Handeln und seine Kategorien müssen den früheren Menschen schrittweise in den Sinn gekommen sein, als sie anfingen zu „produzieren“. In diesem Teil wird die Idee von Marx aufgegriffen, dass moderne Wirtschaftstheorien helfen, archaische wirtschaftliche Aktivitäten zu erklären. Der dritte Teil behauptet, dass das Anthropozän seinen Ursprung in der neolithischen Transformation hat. Ein Chorgesang von Sophokles wird als intellektuelle Spitze des frühen Anthropozäns betrachtet. Entscheidende qualitative Errungenschaften der neolithischen Transformation können in ihrer Quantität ohne intrinsische Grenzen erweitert werden. Unter modernen Randbedingungen gehen solche Erweiterungen in die „Große Beschleunigung“ über.
Wenn dem so ist, haben die derzeitigen Wachstumspfade tiefe Wurzeln. Angesichts dieser fortschreitenden Transformation in das Anthropozän wird ein Konzept der Verantwortung unumgänglich. Dieses Konzept bildet die Grundlage für den vierten Teil, in dem nach ethischen Grundsätzen für ein „gutes“ Anthropozän in verschiedenen Bereichen der Politikgestaltung gefragt wird. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Anpassung an den Klimawandel. Es werden einige ethische Bausteine für ein zweites axiales Zeitalter vorgeschlagen. Das Buch schließt mit Überlegungen zu heterarchischen Lebensformen und zur Lebenswelt der praktischen Gründe.
Inhaltsübersicht
Vorwort der Reihenherausgeber
Vorwort des Autors
Einleitung: Worum es in diesem Buch geht
Teil 1: Erkenntnistheorie: Ein Gerüst auf einer Leiter
1. 1 Ethik, Reflexion und transzendentale Pragmatik
1. 2 Geschichte und Archäologie
1. 3 Grundannahmen und Unterscheidungen
1. 4 Das Allgemeine, das Besondere und das Individuelle
1. 5 Der Begriff der Transformation
1. 6 Eine kurze Geschichte der Theoriebildung in der Prähistorischen Archäologie (PA)
1. 7 Verstehen, Erklären und die Rolle der Gründe
1. 8 Das praktische Interesse an der Geschichte
1. 9 Antinomien und Resolutionen
1. 10 Theoretische Investitionen
1. 11 Gerüst auf einer Leiter, stufenweise
1. 12 Ergebnisse der Analyse: Begriffspaare
Teil 2: Historischer Materialismus reloaded: Das transformative Entstehen des Wirtschaftslebens
2. 1 Historischer Materialismus reloaded
2. 2 Anspruch
2. 3 Investierende Wirtschaftstheorien
2. 4 Zum Marxschen Erbe im zeitgenössischen historischen Materialismus
2. 5 Erläuterung der These im Einzelnen
2. 6 Haushaltsökonomie und die häusliche Produktionsweise
2. 7 Anatomie der wirtschaftlichen Transformation
2. 8 Ergebnis: Entstehung des Wirtschaftslebens und des „dünnen“ Anthropozäns
Teil 3: Die Ursprünge des Anthropozäns im Neolithikum
3. 1 Einleitung und Überblick
3. 2 Herausforderungen des Anthropozäns
3. 3 Sophokles: Der Chorgesang in der „Antigone“
3. 4 Die Verfinsterung der Qualitäten in Quantitäten
3. 5 Vorläufige Ergebnisse
Teil 4: Prähistorische Archäologie und Gegenwartsethik: Perspektiven für ein „gutes“ Anthropozän
4. 1 Diagnose
4. 2 Programm und Anspruch
4. 3 Normative Investitionen
4. 4 Universalismus und Partikularismus
4. 5 Ethischer Rahmen
4. 6 Warum und wie ein zweites Achsenzeitalter anders sein sollte
4. 7 „Begrünung“ des Anthropozäns mit Hilfe der Prähistorischen Archäologie (PA)
4. 8 Über Degrowth-Theorien
4. 9 Skizze der Methode: Historische Laboratorien und „Do-it-yourself“-Strategien
4. 10 Wege in die Zukunft
4. 11 Ergebnisse und Ausblicke: System und Lebenswelt
Referenzen
Abkürzungen