
Redemption
Es ist Silvester 1945 in einer kleinen sowjetischen Stadt, die noch nicht lange von der deutschen Besatzung befreit ist.
Saschenka, ein eigensinniges und egozentrisches Mädchen im Teenageralter, nimmt es ihrer Mutter übel, dass sie sich nach dem Kriegstod ihres Vaters einen Liebhaber genommen hat, und zeigt sie bei den Behörden wegen kleiner Diebstähle an, damit sie nicht hungern müssen. Als sie einen jüdischen Leutnant kennenlernt, der zurückgekehrt ist, um seine Familie zu begraben, die von ihren Nachbarn während der Besatzung verraten und ermordet wurde, müssen beide mit dem Trauma fertig werden, das sie umgibt, während sich ihre Beziehung vertieft.
Friedrich Gorensteins Erlösung ist ein schonungsloses und eindringliches Porträt der Menschheit, die nach dem Krieg und dem Holocaust in Stalins Polizeistaat gefangen ist. In diesem kurzen Roman, der 1967 geschrieben wurde, aber viele Jahre lang unveröffentlicht blieb, verbindet Gorenstein mühelos die konkreten Details des täglichen Lebens in dieser zerstörten Gesellschaft mit Zeugenaussagen über den Massenmord an den Juden. Er zeichnet ein realistisches Bild des sowjetischen Nachkriegsleidens durch nuancierte psychologische Porträts von Menschen, die mit harten Entscheidungen konfrontiert sind, und eine Coming-of-Age-Geschichte, die durch die tiefe Verwicklung von Sexualität und Gewalt unterstrichen wird.
Dazwischen finden sich immer wieder philosophische Betrachtungen über die Beziehung zwischen Christen und Juden, Liebe und Leid, Gerechtigkeit und Vergebung. Erlösung ist eine wichtige Ergänzung zum Kanon der Literatur, die Zeugnis vom Holocaust in der Sowjetunion ablegt, und stellt eine wichtige Abrechnung mit dem Antisemitismus und der stalinistischen Unterdrückung durch eine bedeutende sowjetische jüdische Stimme dar.