
It's Raining in Moscow
Es regnet in Moskau ist ein Roman, der sowohl über die Geschichte hinausgeht als auch diesseits davon bleibt - die Geschichte einer Familie, der Deportationen nach 1945, einer multiethnischen Region in Osteuropa, Siebenbürgen, im 20. Jahrhundert, der Interaktionen von Tieren, Pflanzen und Menschen, wo der Text für einmal nicht-menschliche Perspektiven bewohnt. Ein Roman, der immer wieder die Frage stellt: Was brauchen wir, um uns den eigenen Lügen und den Lügen der anderen zu stellen; was akzeptieren wir als Wahrheit, wenn wir enteignet, auf uns allein gestellt und ganz allein in der Einöde oder in der Folterkammer sind?
Elf Geschichten aus dem kurzen 20. Jahrhundert - die prägenden Ereignisse im Leben eines Mannes, Istv n Becz ssy, des Großvaters der Autorin, von der sexuellen Initiation bis hin zu Verhör und Folter durch die Securitate, die Geheimpolizei des kommunistischen Rumäniens, meist aus der Perspektive von Tieren erzählt. Die bekannten historischen Traumata werden in einem verblüffend verfremdenden Licht gezeigt: Die Deportation in eine Zwangsunterkunft wird durch die Augen eines Hundes zugleich erträglicher und ergreifender, denn der Hund nimmt den Verlust von Eigentum nicht wahr, spürt aber umso deutlicher die Abwesenheit seiner Herren, die gespenstische Stille des leeren Hauses. Das Verhör und die Folter im Securitate-Hauptquartier, erzählt von einer Wanze, die psychologische Selbsthilfeklischees und Coelho-ähnliche Fatuitäten zum Besten gibt, behindert einerseits unser natürliches Mitgefühl mit dem Folteropfer und legt andererseits die vorherrschenden Verhaltensmuster in der Welt der Menschen schonungslos offen.
Die Bücher von Zsuzsa Selyem sind ins Deutsche, Französische und Rumänische übersetzt worden. Ihre Geschichten sind auf Englisch unter anderem in World Literature Today und in der Anthologie Best European Fiction 2017 (Dalkey Archive) erschienen. Dies ist ihr erster Band in englischer Sprache.