
Ethnic Policy in China: Is Reform Inevitable?
Nach den massiven interethnischen Gewalttaten ab 2008 führen chinesische Intellektuelle und politische Entscheidungsträger eine beispiellose Debatte über die künftige Ausrichtung der ethnischen Politik ihres Landes. Diese Studie versucht, die aktuelle chinesische Meinung zu diesem einst geheimen und immer noch hochsensiblen Bereich der nationalen Politik zu erfassen.
Die innerchinesische Meinung zur ethnischen Politik in den letzten fünf Jahren wird untersucht und die Auswirkungen auf die künftige Politik unter der neuen Führung von KPC-Generalsekretär Xi Jinping werden erforscht. Eine sorgfältige Überprüfung eines breiten Spektrums zeitgenössischer chinesischer Kommentare zeigt einen sich abzeichnenden Konsens für eine Reform der ethnischen Politik. Führende Intellektuelle und auch einige Parteifunktionäre fordern nun offen neue Maßnahmen zur Stärkung der nationalen Integration auf Kosten der Rechte und der Autonomie von Minderheiten. Diese Reformer argumentieren, dass die von der ehemaligen UdSSR übernommene spaltende ethnische Politik durch eine Politik ersetzt werden muss, die ein ethnisches "Schmelztiegel"-Konzept unterstützt.
Trotz dieses wichtigen Meinungsumschwungs sind radikale politische Veränderungen wie die Abschaffung der regionalen ethnischen Autonomie oder die Bevorzugung von Minderheiten kurz- bis mittelfristig unwahrscheinlich. Kleine, aber signifikante Anpassungen in der Rhetorik und den politischen Schwerpunkten sind jedoch zu erwarten, da der Parteistaat versucht, den interethnischen Zusammenhalt als Teil seiner größeren Agenda der Stabilitätserhaltung zu stärken.
Über den Autor James Leibold ist Dozent für Politik und Asienstudien an der La Trobe University in Melbourne, Australien. Er ist Autor von Reconfiguring Chinese Nationalism (2007) und Mitherausgeber von Critical Han Studies (2012) und Minority Education in China (erscheint demnächst). Seine Forschungsarbeiten über Ethnizität, Nationalismus und Ethnie im modernen China sind unter anderem in The China Journal, The China Quarterly, The Journal of Asian Studies und Modern China erschienen.