
Euripides: Hecuba
Hekuba, die nach dem Fall Trojas in der Sklaverei lebt, kann Odysseus, dem sie einst das Leben rettete, nicht davon abbringen, ihre Tochter zu opfern, um seinen toten Freund Achilles zu ehren; doch das Mädchen stirbt stolz und getreu ihrem königlichen Blut, indem es die Erniedrigung überwindet.
Dann erfährt Hekuba von der heimtückischen Ermordung ihrer Söhne durch einen ehemaligen Verbündeten; aus ihrem schrecklichen Verlust erwächst der Entschluss zur Rache, die sie als ihr Recht beansprucht, aber wie gerecht ist ihre entsetzliche Grausamkeit? Wie glaubwürdig ist sie im Vergleich zu ihrer früheren Charakterisierung? Das Stück hat beeindruckende Effekte: der Geist des ermordeten Sohnes und der daraufhin geblendete Mörder; ergreifende Lyrik; lebendige Erzählungen; vor allem eine sorgfältige Anordnung von Szenen, die die zweideutige Macht der „Überredung, des Menschen einziger Herrscher“ (V. 816) demonstrieren.
Hekuba ist sowohl eine Studie über Widerstandskraft und Schwäche als auch ein typisch euripideischer Kommentar zu den unsicheren, ja sogar zusammenbrechenden Werten seiner Zeit. Text mit einleitender Übersetzung, Kommentar und Anmerkungen.