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Eurolegalism: The Transformation of Law and Regulation in the European Union
Trotz der traditionellen Verachtung Westeuropas für den "kontradiktorischen Legalismus" der Vereinigten Staaten entwickelt sich die Europäische Union laut Daniel Kelemen zu einem sehr ähnlichen Ansatz im Hinblick auf das Recht. Er prägt den Begriff "Eurolegalismus", um die sich in Europa entwickelnde Mischform zu beschreiben, und zeigt, wie die politischen und organisatorischen Gegebenheiten in der EU diesen Wandel unvermeidlich machen.
Das Modell des Regulierungsrechts, das in Westeuropa lange Zeit vorherrschte, war informeller und kooperativer als sein amerikanisches Pendant. Es stützte sich weniger auf Anwälte, Gerichte und private Vollstreckungsorgane als vielmehr auf undurchsichtige Netzwerke von Bürokraten und anderen Interessengruppen, die gemeinsam Regulierungsmaßnahmen entwickelten und umsetzten. Die europäischen Regulierungsbehörden wählten flexible, informelle Mittel, um ihre Ziele zu erreichen, und verließen sich nur selten auf die Gerichte, um ihre Entscheidungen anzufechten. Die Regulierung durch Rechtsstreitigkeiten - ein zentrales Element des US-amerikanischen Modells - war in Europa weitgehend abwesend.
Das änderte sich jedoch mit dem Entstehen der Europäischen Union. Kelemen argumentiert, dass die fragmentierte institutionelle Struktur der EU und die Priorität, die sie der Marktintegration eingeräumt hat, politische Anreize und funktionalen Druck erzeugt haben, die die politischen Entscheidungsträger der EU dazu veranlasst haben, detaillierte, transparente, gerichtlich einklagbare Regeln - oft als "Rechte" formuliert - zu erlassen und sie mit öffentlichen Durchsetzungsklagen sowie verbesserten Möglichkeiten für private Rechtsstreitigkeiten durch Einzelpersonen, Interessengruppen und Unternehmen zu unterstützen.