
Enemies for a Day: Antisemitism and Anti-Jewish Violence in Lithuania under the Tsars
Zunächst wird aufgezeigt, wie weit verbreitet antijüdische Gefühle in der christlichen Bevölkerung im 19. Jahrhundert waren, wobei der Schwerpunkt auf Anschuldigungen wegen Blutverleumdung liegt, und die Rolle des modernen Antisemitismus beschrieben wird.
Zweitens wird versucht, die strukturellen Voraussetzungen sowie die spezifischen Auslöser zu identifizieren, die antijüdische Gefühle in kollektive Gewalt umwandelten, und die Art dieser Gewalt wird analysiert. Schließlich werden die Pogrome in Litauen mit der antijüdischen Gewalt in anderen Regionen des Russischen Reiches und Ostgaliziens verglichen.
Diese Untersuchung ist von der kulturellen Wende in den Sozialwissenschaften inspiriert, einem Ansatz, der davon ausgeht, dass Gewalt mit Bedeutung gefüllt ist, die „kulturell konstruiert, diskursiv vermittelt, symbolisch gesättigt und rituell reguliert“ ist. Der Autor argumentiert, dass die Pogrome in Litauen stattdessen einem kommunalen Muster ethnischer Gewalt folgten und sich stark von den tödlichen Pogromen in anderen Teilen des Russischen Reiches unterschieden.