
Feminisms with Chinese Characteristics
Das Jahr 1995, in dem die Vierte Weltfrauenkonferenz in Peking stattfand, stellt einen historischen Meilenstein in der Entwicklung der chinesischen Frauenbewegung dar. In den folgenden Jahrzehnten zeichneten sich drei verschiedene Trends ab: Erstens gab es einen Anstieg feministischer Nichtregierungsorganisationen in Festlandchina und ein Auftauchen von LGBTQ-Bewegungen; zweitens förderten soziale und wirtschaftliche Entwicklungen neue weibliche Handlungsfähigkeit und schufen ein lebendiges, frauenorientiertes kulturelles Milieu in China; drittens rekuperierten einige chinesische feministische Wissenschaftlerinnen und Aktivistinnen als Reaktion auf den ethnozentrischen westlichen Feminismus die Hinterlassenschaften des staatlichen Feminismus und der Geschlechterpolitik des sozialistischen Chinas im neuen Jahrtausend. Diese Entwicklungen haben den chinesischen Frauen noch nie dagewesene Möglichkeiten, Ressourcen, Chancen, Fallstricke, Herausforderungen und sogar Krisen beschert.
In diesem zeitgemäßen Band untersuchen Zhu und Xiao die Art und Weise, in der sich chinesische feministische Ideen seit Mitte der 1990er Jahre entwickelt haben. Indem sie den Plural "Feminismen" den "chinesischen Merkmalen" gegenüberstellen, unterstreichen sie sowohl die Bedeutung der Einbeziehung der chinesischen Kultur, Geschichte und Tradition in die Diskussionen über chinesische Feminismen als auch den Unterschied zwischen der Fülle zeitgenössischer chinesischer Feminismen und dem singulären Staatsfeminismus.
Die zwölf Kapitel dieses interdisziplinären Sammelbandes behandeln das Thema Feminismus mit chinesischen Merkmalen aus verschiedenen Blickwinkeln, die sich aus gelebten Erfahrungen, historischen Reflexionen, theoretischen Überlegungen sowie kultur- und gesellschaftspolitischen Kritiken ergeben, und zeichnen so ein Panorama des chinesischen Feminismus im Zeitalter der Globalisierung.