
Fugitive Knowledge: The Loss and Preservation of Knowledge in Cultural Contact Zones
Begegnungen zwischen Kulturen sind auch Begegnungen zwischen Wissenssystemen. Dieser Band versammelt eine Reihe von Fallstudien, in denen untersucht wird, wie ein Teil des Wissens in kulturellen Kontaktzonen vergänglich, flüchtig und kurzlebig wird.
Die Aufsätze untersuchen verschiedene Aspekte des kulturellen, insbesondere des kolonialen, epistemischen Austauschs und legen dabei besonderes Augenmerk auf das Schicksal von Wissen, das nicht ohne weiteres von einer kulturellen Sphäre in eine andere übernommen oder übersetzt werden kann und daher am Rande des interkulturellen Austauschs verbleibt. Darüber hinaus ist die Auferlegung kolonialer Macht ohne den strategischen Einsatz und die Nutzung von Wissen nicht denkbar. Die meisten Kolonialstaaten, darunter auch die deutschen Staaten im Baltikum und in Westafrika, waren Wissenserwerbsmaschinen - doch beinhaltet der Erwerb immer auch die Ablehnung, Zurückhaltung und Unterwerfung widerspenstiger Episteme.
Die Aufsätze in diesem Band, die Erkenntnisse aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen wie Literaturwissenschaft, Geschichte, historischer Anthropologie und Politikwissenschaft zusammenführen, untersuchen, wie abweichendes oder fremdes Wissen durch Verharmlosung, Diskreditierung und Dämonisierung desartikuliert wurde und in einigen Fällen immer noch wird. Sie zeigen aber auch die Widerstandsstrategien unterworfener und subalterner Menschen auf: die Art und Weise, wie bestimmte Materialien der Kolonialität des Wissens entkommen sind - wie Fragmente und Scherben anderer Epistemologien in der Vielstimmigkeit und Unschärfe interkultureller Dokumente und Archive eingeschrieben bleiben.