
Forensic Fictions: The Lawyer Figure in Faulkner
"Forensic Fictions" ist die erste umfassende kritische Studie über William Faulkners fiktionale Darstellungen des Anwaltsberufs und der Ausübung des Rechts. Jay Watson untersucht Faulkners Anwaltsfiguren im Lichte der südlichen Erzähltradition und argumentiert, dass die forensische Kompetenz des Faulknerschen Anwalts eine direkte Funktion seiner Fähigkeit als Erzähler ist.
Um die biografischen und historischen Wurzeln von Faulkners lebenslanger Beschäftigung mit dem Anwaltsberuf nachzuzeichnen, stützt sich Watson auf zeitgenössische Forschungen in den Bereichen Erzählung, Rhetorik, Rechtswissenschaft, Rechts- und Geistesgeschichte, Literaturtheorie und Lacansche Psychoanalyse. Sein Ansatz führt zu aufschlussreichen Lesarten forensischer Figuren und Szenen aus Werken wie "Der Duft des Eisenkrauts", "Der Hamlet", "Wilde Palmen", "Absalom, Absalom" und "The Reivers". "Watson zeigt die Verbindungen zwischen dem Erzählen von Geschichten und der Kompetenz von Faulkners juristischen Figuren auf, indem er die intertextuelle Logik untersucht, die die beiden wichtigsten Anwälte in der Yoknapatawpha-Literatur miteinander verbindet: den inkompetenten Horace Benbow und den fähigeren Gavin Stevens, dessen Eintritt in Faulkners Werk mit Benbows vorzeitigem Ausscheiden aus demselben zusammenfällt.
Watson konzentriert sich auf die neun Romane, in denen diese beiden Figuren auftauchen, und zeichnet den Entwicklungsprozess nach, durch den Stevens Benbow verdrängt. Drei der Stevens-Romane - "Intruder in the Dust", "Knight's Gambit" und "Requiem for a Nun" - gehören zu dem, was Watson als Faulkners "forensische Trilogie" bezeichnet, und stellen, wenn sie zusammen gelesen werden, die nachhaltigste Untersuchung des Schriftstellers über die rhetorischen und ethischen Pflichten des Anwalts und Bürgers dar.
Faulkner, so Watson, sah in der Figur des Forensikers eine potenzielle Mischung aus homo loquens und homo politicus, die in der Lage ist, die Rollen des Geschichtenerzählers, Rhetors und Theatermachers mit denen des Kritikers, Bürgers und ethischen Menschen zu verbinden. In dieser Eigenschaft diente diese Figur als provokantes schriftstellerisches Surrogat, durch das Faulkner verschiedene und oft widersprüchliche Aspekte seiner persönlichen Erfahrung, seines familiären Hintergrunds, seines kulturellen Erbes und vor allem seines eigenen künstlerischen Sprachgebrauchs erkunden konnte.