
Women and Devotional Literature in the Middle Ages: Giving Voice to Silence. Essays in Honour of Catherine Innes-Parker
Aufsätze über Frauen und Andachtsliteratur im Mittelalter zum Gedenken und zur Feier der angesehenen feministischen Wissenschaftlerin Catherine Innes-Parker.
Schweigen war im Mittelalter ein viel gepriesenes Konzept, insbesondere im Zusammenhang mit religiöser Literatur, die sich an Frauen richtete. Ausgehend von der paulinischen Vorschrift, dass Frauen weder predigen noch lehren und sich stets auf ein Mindestmaß an Sprache beschränken sollten, stand das Konzept des Schweigens im Vordergrund vieler Andachtstexte, insbesondere derjenigen, die mit verschiedenen Formen der religiösen Klausur von Frauen verbunden waren. Nach dem Vorbild der Jungfrau Maria wurden die Ordensfrauen ermahnt, nur selten zu sprechen, und dann auch nur ernsthaft und andächtig. Wie dieser Band zeigt, waren solche geschlechtsspezifischen Ermahnungen zum Schweigen jedoch oft eher rhetorischer als wörtlicher Natur. Jahrhundert, Werke von Richard Rolle und dem niederländischen Mystiker Jan van Ruusbroec aus dem 14. Jahrhundert, anglo-französische Traktate und Bücher aus der Bibliothek der englischen Adeligen Cecily Neville aus dem 15. Jahrhundert sowie die nachhallende Poetik von Frauen aus nichtchristlichen Kulturen. Sie alle zeigen, dass das Schweigen nicht nur eine Abwesenheit von Sprache ist, sondern häufig eine Form der geschlechtsspezifischen Artikulation und ein protofeministischer Punkt des Widerstands.
Sie sind somit ein geeignetes Gedenken und eine Würdigung der zutiefst innovativen Arbeit von Catherine Innes-Parker (1956-2019), der angesehenen feministischen Wissenschaftlerin und Pionierin auf diesem wichtigen Gebiet der Forschung.