
Licentious Fictions: Ninjō And the Nineteenth-Century Japanese Novel
Der japanische literarische Diskurs und die Erzählung des neunzehnten Jahrhunderts entwickelten eine auffällige Beschäftigung mit ninjō - wörtlich „menschliches Gefühl“, aber oft in Bezug auf amouröse Gefühle und erotisches Begehren verwendet. Für viele Schriftsteller und Kritiker stellte die Fähigkeit der Fiktion, sowohl Zügellosigkeit als auch didaktische Werte zu fördern, eine entscheidende Quelle der Ambivalenz dar.
Der ninjō, der gleichzeitig zu beispielhaftem Verhalten anregen kann und eine gefährliche Kraft darstellt, die die gesellschaftlichen Normen überschreitet, wurde zu einem Brennpunkt der Debatten über die Rolle des Romans und zu einem wichtigen Motor für die Erzählungen. In Licentious Fictions untersucht Daniel Poch die Bedeutung des ninjō für die literarische Moderne im Japan des 19. Jahrhunderts.
Er untersucht, wie kulturelle Ängste über die Macht der Literatur bei der Vermittlung von Emotionen und Begehren das japanische Erzählen von der späten Edo-Periode bis zur Meiji-Zeit prägten. Poch argumentiert, dass der Meiji-Roman frühere Diskurse und Erzählpraktiken rund um den ninjō nicht verdrängte, sondern sie vielmehr verkomplizierte, indem er sie in neue kulturelle und literarische Konzepte integrierte.
Er bietet eine genaue Lektüre eines breiten Spektrums narrativer und kritischer Quellen aus der späten Edo- und Meiji-Periode und untersucht, wie sie Licht auf die starke Intensivierung des Interesses an ninjō werfen. Licentious Fictions schlägt nicht nur eine neue theoretische Perspektive auf Emotionen vor, sondern stellt auch die Kluft zwischen der frühneuzeitlichen und der modernen japanischen Literaturwissenschaft in Frage, indem es das neunzehnte Jahrhundert als einen kontinuierlichen literaturgeschichtlichen Raum begreift.