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Fruits of the Cross: Passiontide Music Theater in Habsburg Vienna
In dieser ersten detaillierten Studie über die Sepolcri, halbszenische geistliche Opern, die am Gründonnerstag und Karfreitag aufgeführt wurden, taucht Robert L.
Kendrick in die politische und künstlerische Welt des habsburgischen Wiens ein, wo Musik und Ritual auf der Bühne zu einer durch und durch originellen Kunstform verschmolzen, die Musik und Aufführung im gesamten Europa der frühen Neuzeit beeinflussen sollte. Durch die Verwendung allegorischer Figuren reichten die Botschaften in den Stücken von andächtig intensiv über theologisch komplex bis hin zu hässlich antijüdisch und spielten eine einzigartige Rolle dabei, die Passionsfrömmigkeit sowohl zu artikulieren als auch für breitere kulturelle Anliegen relevant zu machen.
Jenseits der etwas abgenutzten historiographischen Verallgemeinerungen zur habsburgischen Religiosität ( pietas Austriaca ) legt Fruits of the Cross nahe, dass das Verständnis der Sepolcri Auswirkungen auf das rituelle Theater im frühneuzeitlichen Europa insgesamt, die Theatralisierung der Frömmigkeit, die Macht der Allegorie, die Rolle des Königtums in der höfischen Ideologie, das Zusammenspiel von Visualität und Musik und nicht zuletzt die intellektuelle Zentralität des Musiktheaters für das höfische Selbstverständnis hat.