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Functional Inference in Paleoanthropology: Theory and Practice
In dieser tiefgreifenden Untersuchung der funktionellen Morphologie bietet ein renommierter Paläoanthropologe einen neuen Weg, die menschliche Evolution anhand der Fossilien zu untersuchen.
Es kommt häufig vor, dass zwei Funktionsanatomen genau dasselbe fossile Material untersuchen, sich aber über dessen evolutionäre Bedeutung streiten. Wie kann das sein?
Traditionell hat die Paläoanthropologie die fossile Morphologie von Homininen interpretiert, indem sie zunächst die ökologischen Herausforderungen berücksichtigte, denen die Homininen ausgesetzt waren, und dann adaptive Schlüsse zog, die auf der Vorstellung beruhten, dass die Skelettmorphologie weitgehend die Paläoökologie widerspiegelt. In Functional Inference in Paleoanthropology schlägt der innovative Paläoanthropologe David J. Daegling vor, dass Forscher die dichotomen Interpretationen des Fossilnachweises auflösen können, indem sie sich stattdessen auf die Biologie und Entwicklung der Knochen selbst konzentrieren - etwa auf messbare Reaktionen auf Verformungen, Belastungen und Schäden. Daegling untersucht kritisch, wie Wissenschaftler die Morphologie von Fossilien untersuchen und interpretieren, um Rückschlüsse auf das Verhalten und die Anpassungsfähigkeit zu ziehen, und legt dar, dass eine verständliche Wissenschaft der funktionellen Morphologie im Fossilbericht ohne die Einbeziehung dieser mechanobiologischen Perspektive unmöglich ist.
Anhand historischer Beispiele aus langjährigen Debatten über die Entstehung der Zweibeinigkeit und die Ernährungsumstellung, die die Entstehung der Homininenklade ermöglichte, zeichnet Daegling die Diskrepanzen zwischen den theoretischen Prinzipien der vergleichenden Morphologie und der methodischen Praxis im paläontologischen Kontext der menschlichen Evolution nach. In Functional Inference in Paleoanthropology werden die Ergebnisse der Skelettbiomechanik der letzten Jahrzehnte vorgestellt und untersucht, wie sich der Knochen im Laufe des Lebens anpasst, welche Umweltfaktoren seine Qualität beeinflussen und wie entwicklungsbedingte Einschränkungen das Anpassungspotenzial des Skeletts im Laufe der Evolution begrenzen.