
Mutual Impact: At the Crossroads of Psychoanalysis and Literature
Was kann die Psychoanalyse zur Interpretation und zum Verständnis von kulturellen Produkten, insbesondere von literarischen Werken, beitragen? Was können andererseits Romane und Theaterstücke bieten, um die begrifflichen und theoretischen Perspektiven der Psychologie und Psychoanalyse zu erweitern? Die von der Psychoanalyse angebotenen Interpretationsstrategien, die den Kulturwissenschaften oft fremd sind, können der Literatur eine neue Bedeutung verleihen.
Die Psychoanalyse ermöglicht den Blick auf unbewusste Motivationen des sozialen Handelns und Denkens und erweitert die semiotischen Strategien, um sprachliche und sogar innersprachliche Zeichen zu verstehen. Umgekehrt hat das psychoanalytische Denken seit seiner Entstehung stark von der Literatur und der Literaturkritik profitiert.
Seit Freud hat die psychoanalytische Theorie poetisches Wissen integriert oder erkenntnistheoretische und interpretative Konzepte der Kulturwissenschaften in die Psychoanalyse transformiert. In neun Kapiteln wird jeweils ein berühmtes Werk der Literatur von William Shakespeare bis Herman Melville behandelt. Joachim Kuchenhoff interpretiert jedes Werk aus psychoanalytischer Perspektive und durchforstet gleichzeitig den Inhalt nach Lehren, die für die psychoanalytische Praxis nutzbar gemacht werden können, um so die symbiotische Beziehung zwischen den beiden Feldern herauszuarbeiten.
Die Themen reichen von der Toleranz gegenüber Verlust und dem Negativen in König Lear bis hin zu den Schwierigkeiten der Trauer und des Neubeginns in Nathan Hills The Nix. Dieses faszinierende Werk ist ein Muss für alle, die sich für Literatur interessieren, aber auch für diejenigen, die im psychoanalytischen Bereich tätig sind und ihre Wissensbasis erweitern und neue und andere Denkweisen übernehmen wollen.