
Spirit Possession: Multidisciplinary Approaches to a Worldwide Phenomenon
Besessenheit, ein scheinbar irrationales Phänomen, hat Generationen von Wissenschaftlern vor Herausforderungen gestellt, die in westlichen Vorstellungen vom Körper-Seele-Dualismus, vom Selbst und von der Persönlichkeit sowie in einer ganzen Reihe von Voraussetzungen wurzeln, die von christlichen Modellen der „guten“ oder „bösen“ Besessenheit übernommen wurden. Die Autoren der Aufsätze in diesem Buch präsentieren einen neuen und vielversprechenderen Ansatz.
Sie begreifen Geisterbesessenheit als eine Form der Kommunikation, der Expressivität, des kulturell definierten Verhaltens, das im Kontext lokaler, volkstümlicher Theorien und empirischer Überlegungen verstanden werden sollte. Mit dem Ziel, die vergleichende Anthropologie der Geisterbesessenheit neu zu formulieren, haben die Herausgeber Korridore zwischen bisher getrennten Forschungsbereichen geöffnet.
Gemeinsam versuchen Anthropologen und Historiker, die in mehreren historischen Epochen und in verschiedenen europäischen, afrikanischen, südamerikanischen und asiatischen Kulturkreisen arbeiten, den Begriff der Besessenheit neu zu definieren, ihn von der westlichen Vorstellung des Selbst zu befreien und ihn klarer von verwandten Themen wie Hexerei, Frömmigkeit oder Mystik abzugrenzen. Das Buch gibt auch einen Überblick über neue Forschungsrichtungen, darunter neue Methoden der teilnehmenden Beobachtung und Ansätze zur Geisterbesessenheit als indigene Geschichtsschreibung.