Bewertung:

Das Buch „Communal Reading in the Time of Jesus“ von Brian Wright ist eine gut recherchierte Untersuchung der Praxis des gemeinschaftlichen Lesens im ersten Jahrhundert, die bisherige Annahmen über die Lese- und Schreibfähigkeit und die Textübertragung im frühen Christentum in Frage stellt. Er argumentiert, dass das gemeinschaftliche Lesen eine weit verbreitete Praxis in verschiedenen sozialen Schichten war und als eine Form der Qualitätskontrolle für literarische Traditionen diente. Wrights detaillierte Analyse bezieht verschiedene Primärquellen mit ein und bietet bedeutende Implikationen für die Bibelwissenschaft, insbesondere für das Neue Testament.
Vorteile:⬤ Gut recherchiert mit umfangreichen Zitaten aus Primärquellen.
⬤ Stellt vorgefasste Meinungen über die Alphabetisierung im ersten Jahrhundert in Frage.
⬤ Argumentiert für die Bedeutung gemeinschaftlicher Leseereignisse und verbessert das Verständnis frühchristlicher Praktiken.
⬤ Klarer und zugänglicher Schreibstil, der komplexe Ideen verständlich macht.
⬤ Bietet eine neue Perspektive, die die Diskussionen in der Bibelwissenschaft und die Entstehung des neutestamentlichen Kanons neu gestalten könnte.
⬤ Einige Leser, die keine Griechisch- oder Lateinkenntnisse haben, könnten einige Teile als schwierig oder weniger eindrucksvoll empfinden.
⬤ Begrenzt auf die Praktiken des ersten Jahrhunderts, die möglicherweise nicht auf breitere historische Kontexte eingehen.
⬤ Es werden einige unbeantwortete Fragen zum Ausmaß der gemeinsamen Lesediskussionen in der frühen Literatur aufgeworfen.
(basierend auf 19 Leserbewertungen)
Communal Reading in the Time of Jesus: A Window into Early Christian Reading Practices
Ein Großteil der zeitgenössischen Diskussion über die Jesus-Tradition hat sich auf Aspekte der mündlichen Darbietung, des Geschichtenerzählens und des sozialen Gedächtnisses konzentriert, unter der Prämisse, dass die Praxis des gemeinsamen Lesens schriftlicher Texte ein Phänomen war, das nicht früher als im zweiten Jahrhundert n.
Chr. dokumentiert wurde.
Brian J. Wright widerlegt diese Annahme, indem er Beweise untersucht, die das gemeinsame Lesen von Texten im ersten Jahrhundert belegen. Wright widerlegt die vereinfachende Vorstellung, dass nur ein kleiner Teil der Gesellschaft in bestimmten städtischen Gebieten an solchen gemeinsamen Leseveranstaltungen im ersten Jahrhundert beteiligt gewesen sein könnte; vielmehr durchdrang das gemeinsame Lesen ein komplexes, vielschichtiges kulturelles Feld, an dem frühe Christen, Philo und viele andere teilnahmen.
Seine Studie wirft die wissenschaftliche Diskussion um mindestens ein Jahrhundert zurück und wirft wichtige neue Fragen zur Entstehung der Jesus-Tradition, zu den Konturen der Buchkultur im frühen Christentum und zu den Faktoren auf, die die Überlieferung des Textes des Neuen Testaments geprägt haben. Diese neuen Einsichten haben das Potenzial, historische Rekonstruktionen des Charakters der frühesten Kirchen sowie die Geschichte der Kanonbildung und der Textüberlieferung zu beeinflussen.