
Tourism Geopolitics: Assemblages of Infrastructure, Affect, and Imagination
Zu Beginn des Jahrhunderts reisten jährlich fast eine Milliarde Menschen um den Globus und machten den Tourismus zu einer der allgegenwärtigsten geopolitischen Begegnungen der Welt. Die COVID-19-Pandemie brachte die Branche zwar zu einem plötzlichen Stillstand, doch ihre geopolitische Bedeutung blieb bestehen. Die Sehnsüchte nach Tourismus und neu erfundenen Mobilitäten offenbarten mit frappierender Deutlichkeit die Unbeständigkeit der Ordnungen der Alten Welt, während neue globale Allianzen geschmiedet wurden. Während sich Wissenschaftler kritisch mit dem Tourismus im Kontext von Entwicklung, kulturellem Wandel und Umweltkrisen auseinandergesetzt haben, wurde den geopolitischen Triebkräften und Folgen des größten Wirtschaftszweigs der Welt weit weniger Aufmerksamkeit geschenkt. Dieser Sammelband widmet sich dem Tourismus und seinen geopolitischen Verflechtungen, indem er seine zeitgenössischen Affekte, Imaginationen und Infrastrukturen untersucht. Er entwickelt das Konzept der Geopolitik des Tourismus, um die wachsende Bedeutung des Tourismus im geopolitischen Leben sowie den geopolitischen Charakter der touristischen Begegnung aufzuzeigen.
In Tourism Geopolitics zeigen die Autoren unter anderem Prozesse wie Arbeitsmigration, Naturschutz, Versicherheitlichung, Nationenbildung, territoriale Streitigkeiten, ethnische Säuberungen, Wiederbelebung des Kulturerbes und globales Krisenmanagement im Gesundheitswesen. Diese umstrittenen gesellschaftlichen Prozesse werden durch touristische Entwicklungsinitiativen in Gang gesetzt, die sehr ungleiche symbolische und materielle Landschaften mobilisieren. Die Kapitel zeigen, wie eine Reihe von Erfahrungen in diesen Prozess einfließen: Museumsbesuche, Wanderungen, architektonische Beschwörungen der Vergangenheit, Straßenbau, militarisierte Inselvorstellungen, geschlechtsspezifische kulturelle Texte und offizielles Schweigen. Insgesamt bieten die Kapitel ethnographisch reichhaltige Illustrationen aus der ganzen Welt, die den kritischen Charakter des Tourismus in formalen geopolitischen Praktiken sowie den geopolitischen Charakter alltäglicher touristischer Begegnungen aufzeigen. Dieser Band ist eine unverzichtbare Lektüre für kritische Geographen, Anthropologen und Politikwissenschaftler sowie für Wissenschaftler aus den Bereichen Tourismus und Kulturwissenschaften.
Mitwirkende: Sarah Becklake, M. Bianet Castellanos, Matilde C rdoba Azc rate, Jason Dittmer, Klaus Dodds, Jamie Gillen, Simon Halik, Jordan Hallbauer, James Igoe, Debbie Lisle, Mary Mostafanezhad, Dieter K. M ller, Roger Norum, Alessandro Rippa, Ian Rowen, Juan Francisco Salazar, Tani Sebro, Mimi Sheller, Robert Sounders, Henry Szadziewski, Vernadette Vicu a Gonz lez, Emma Waterton.