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Wie ein peinliches Familiengeheimnis sind zahlreiche vermeintliche Haarsträhnen George Washingtons mehr als zwei Jahrhunderte nach seinem Tod in den Sammlungen amerikanischer Geschichtsvereine, öffentlicher und akademischer Archive und Museen verborgen. Keith Beutler erforscht die Ursprünge dieser körperlichen Artefakte und deckt einen vergessenen Strang der frühen amerikanischen Erinnerungspraktiken und der entstehenden patriotischen Identität auf.
Zwischen 1790 und 1840 wandte sich die populäre Erinnerung dem Körperlichen zu, wie die Begeisterung für das Sammeln von Haarlocken Washingtons zeigt. Diese neue, sinnliche Sichtweise der Erinnerung ermöglichte es afroamerikanischen Revolutionskriegsveteranen, Frauen, Evangelikalen und anderen politisch marginalisierten Gruppen, als Träger dieser materiellen Relikte der Revolution und als lebende Relikte selbst in die Öffentlichkeit zu treten.
George Washington's Hair stellt uns einen Tierpräparator vor, der Benjamin Franklins Körper ausstopfen wollte, einen afroamerikanischen Geschichtenerzähler, der eine Locke von Washingtons Haar schwang, einen evangelikalen Prediger, der als Bildnis verbrannt wurde, und eine Lehrerin, die die patriotische Erinnerung politisierte, indem sie Frauen als deren primäre Trägerinnen privilegierte. Wie Beutler in anschaulicher Prosa schildert, nutzten diese und andere gewöhnliche Amerikaner erfolgreich Erinnerungspraktiken, die im Körperlichen verwurzelt waren, um einen Platz in der politischen Gesellschaft einzufordern, und leisteten damit einen wichtigen Beitrag zur politischen Demokratisierung der Vorkriegszeit.