
Gender Transformations in Prehistoric and Archaic Societies
In welchen zeitlichen, räumlichen und sozialen Kontexten ist Geschlecht eine relevante soziale Kategorie, die sich im archäologischen Material bemerkbar macht? Wie lassen sich Transformationen im gesellschaftlichen Geschlechterverhältnis und in der Identität archäologisch erkennen? Ist die Identität prähistorischer Menschen durch das Geschlecht definiert? Wenn ja, was ist der begleitende kulturelle Kontext? Wie steht es um die Gleichstellung der Geschlechter unter den in der Archäologie tätigen Wissenschaftlern? Inwieweit sind die Forschungsteams und ihre wissenschaftlichen Ansätze heute parteiisch?
Diese und andere brennende Fragen werden in diesem Band intensiv diskutiert. Er enthält 25 Beiträge, die auf dem internationalen Workshop „Gender Transformations in Prehistoric and Archaic Societies“ vorgestellt wurden, der vom Sonderforschungsbereich 1266 der Universität Kiel organisiert und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wurde. Der Workshop bot eine Plattform, um ein breites Spektrum von Ansätzen zu den Wechselwirkungen zwischen Geschlechterbeziehungen und sozio-ökologischen Transformationsprozessen zu diskutieren.
Über den Fokus auf die Archäologie der Frauen hinaus bietet die Gender-Archäologie eine Vielzahl von Möglichkeiten, den Beitrag sozialer Gruppen, differenziert z. B. nach Alter, Geschlecht und Aktivitäten im Zusammenhang mit der kulturellen Transformation, anhand des archäologischen Materials zu rekonstruieren. Daher enthält dieser Band Beiträge, die sich mit verschiedenen sozioökonomischen Einheiten von Südwesteuropa bis Zentralasien zwischen 15.000 und 1 v. Chr. befassen, wobei das Augenmerk besonders auf dem Ausmaß der sozialen Reichweite liegt. Da sich die Gender-Archäologie und insbesondere die feministische Archäologie auch mit der Frage der wissenschaftlichen Objektivität oder Voreingenommenheit befasst, sind Teile dieses Bandes den Fragen der Chancengleichheit in der archäologischen Wissenschaft weltweit gewidmet. Dies wird dadurch erreicht, dass feministische und weibliche Erfahrungen aus einer Reihe von Ländern mit ihren jeweils spezifischen individuellen, kulturellen und sozialen Perspektiven und Traditionen zusammengeführt werden.
Die Beiträge sind nach drei zentralen Themen gegliedert: 'Gendering fieldwork', 'Tracing gender transformations', und 'Gendering and shaping the environment'. Durch die Vergeschlechtlichung der archäologischen Diskussion über Transformationsprozesse zielen die Beiträge darauf ab, gendersensible Forschung in der archäologischen Agenda nicht nur in Europa, sondern weltweit stärker zu verankern.