
Venereal Disease, Hospitals and the Urban Poor: London's Foul Wards, 1600-1800
In diesem Buch wird untersucht, wie die Londoner Gesellschaft auf das Dilemma der wuchernden Ausbreitung der Pocken unter den Armen reagierte. Manche haben behauptet, die Behörden hätten sich von den Fäulniserregern abgewandt und erst in der Zeit der Aufklärung damit begonnen, sich um Geschlechtskranke zu kümmern. Eine Untersuchung der Hospitäler und Arbeitshäuser zeigt, dass die öffentliche Gesundheit sehr viel eindrucksvoller reagierte. Die Londoner Hospitäler richteten mindestens seit Mitte des sechzehnten Jahrhunderts Abteilungen für Geschlechtskrankheiten ein. Die Rekonstruktion dieser Abteilungen zeigt, dass die Hospitäler die Behandlung pockenkranker Bettler nicht verboten, sondern zu einer ihrer Hauptaufgaben machten. Geschlechtskranke waren nicht nur in den Hospitälern präsent, sie waren allgegenwärtig. Dennoch stellten sie eine besondere Kategorie von Patienten dar. Die sexuelle Natur ihres Leidens garantierte, dass sie ganz anders behandelt wurden als alle anderen Patienten.
Klasse und Geschlecht beeinflussten die Erfahrungen der Patienten auf entscheidende Weise. Die Schamhaftigkeit der Krankheit und der geschlechtsspezifische Begriff der Scham selbst bedeuteten, dass Männer und Frauen ganz unterschiedlichen Umständen ausgesetzt waren. Es entstand eine geschlechtsspezifische Geografie der Londoner Krankenhäuser, da Männer vorwiegend in gebührenpflichtigen Krankenhäusern untergebracht waren, während sich kranke Frauen in Arbeitshäusern drängten. Die Patienten wollten ihre Infektion häufig verbergen. Dies führte zu innovativen Diensten für Elite-Patienten, die sich ihre medizinische Privatsphäre erkaufen konnten, indem sie ihren eigenen Arzt engagierten. Die öffentliche Kontrolle, die ein Krankenhausaufenthalt mit sich brachte, zwang jedoch arme Patienten dazu, kreativ zu sein, da sie Zugang zu medizinischer Versorgung suchten, die sie sich nicht leisten konnten. So bietet Venereal Disease, Hospitals and the Urban Poor neue Einblicke in die Krankheitserfahrungen der Patienten und in das Londoner Gesundheitssystem selbst.
Kevin Siena ist Assistenzprofessor für Geschichte an der Universität Trent.