
Capital Letters: Hugo, Baudelaire, Camus, and the Death Penalty
Capital Letters wirft ein neues Licht darauf, wie sich die Literatur mit der gewalttätigsten Rechtsinstitution der Gesellschaft, der Todesstrafe, auseinandergesetzt hat. Sie untersucht diese Frage anhand der Werke dreier bedeutender französischer Autoren mit sehr unterschiedlichen politischen Überzeugungen und literarischen Stilen: Victor Hugo, Charles Baudelaire und Albert Camus.
An der Schnittstelle von Poetik, Ethik und Recht deckt ve Morisi einen unerwarteten transhistorischen Dialog zwischen der modernen Todesstrafe und den Zielen und Mitteln der Literatur nach der Französischen Revolution auf. Durch eine genaue Textanalyse, eine sorgfältige Kontextualisierung und die von Giorgio Agamben, Michel Foucault und Ren Girard geprägte Kritik der Gewalt zeigt Morisi, dass Hugo, Baudelaire und Camus trotz ihrer Unterschiede darin übereinstimmen, Frankreichs humanitäre Neudefinition der Todesstrafe aus dem späten achtzehnten Jahrhundert in Frage zu stellen.
Umgekehrt veranlasst die Todesstrafe alle drei Schriftsteller, die Funktionen, Mittel und Grenzen ihrer Kunst zu hinterfragen. Capital Letters zeigt, dass sich die zentrale moderne Debatte über die politische und moralische Verantwortung bzw. Autonomie der Literatur an der Todesstrafe festmacht. Hugo, Baudelaire und Camus, die traditionelle Darstellungsformen aufbrechen und selbstreflexiv und/oder selbstkritisch schreiben, bringen die allgemein akzeptierte Trennung zwischen rein ästhetischem und politisch engagiertem Schreiben ins Wanken. Die Form, und nicht das offenkundig politische Argument, vermittelt gleichzeitig eine ethische Kritik der Gerechtigkeit und reflektiert über die Möglichkeiten und Pflichten der Literatur.