Bewertung:

Das Buch bietet eine grundlegende und umfassende Geschichte Haitis, insbesondere eine Analyse der sozio-politischen Landschaft von der haitianischen Revolution bis zum Aufstieg Duvaliers, mit einem kritischen Blick auf die Beteiligung der USA. Es bietet zwar wertvolle Einblicke in die haitianische Gesellschaft und die Auswirkungen der totalitären Herrschaft, ist aber durch starke Voreingenommenheit, insbesondere gegenüber der Mulattenkaste, gekennzeichnet, was seine Gesamtwirksamkeit schmälert.
Vorteile:Unverzichtbar für das Verständnis des Aufstiegs von Duvalier und des modernen Haiti, umfassende Darstellung der haitianischen Geschichte, insbesondere des 20. Jahrhunderts, hervorragende Beschreibung des Lebens im Totalitarismus, wertvolle Einblicke in die sozialen Beziehungen und historischen Themen.
Nachteile:Starke Voreingenommenheit gegenüber der Mulattenkaste und den Amerikanern, mangelnde Detailgenauigkeit bei der Erörterung der militärischen Beteiligung der USA, Ressentiments, die die Analyse überschatten, und ein Ton, der an umstrittene politische Bewegungen erinnert, was die Objektivität beeinträchtigen kann.
(basierend auf 3 Leserbewertungen)
Haiti: State Against Nation
In der Euphorie, die auf den Sturz des verhassten haitianischen Diktators Jean-Claude Duvalier folgte, betrachteten die meisten haitianischen und ausländischen Analysten die Regime der beiden Duvaliers, Vater und Sohn, als einen historischen Albtraum, der von den böswilligen Köpfen der Führer und ihrer Unterstützer geschaffen wurde.
Doch die wirtschaftliche und politische Krise, in der sich der kleine Karibikstaat befindet, hat nicht mit der Diktatur begonnen und ist trotz ihres Abgangs von der Bildfläche noch lange nicht gelöst. In dieser faszinierenden Studie untersucht der in Haiti geborene Michel-Rolph Trouillot die Mechanismen, mit denen die Duvaliers rücksichtslos an die Macht gelangten und sich dann neunundzwanzig Jahre lang an der Macht hielten.
Trouillots theoretische Erörterung konzentriert sich auf die widersprüchliche Natur des peripheren Staates und analysiert seine relative Autonomie als Ausdruck der zunehmenden Disjunktion zwischen Staat und Nation. Er erörtert ausführlich zwei Hauptmerkmale solcher Regime: das Bedürfnis nach einer Rhetorik der nationalen Einheit in Verbindung mit ungezügelter Gewalt. Gleichzeitig zeichnet er die aktuelle Krise von ihren Wurzeln in der Marginalisierung der Bauernschaft im 19.
Jahrhundert über die US-Besatzung von 1915 bis 1934 bis in die Gegenwart nach. Abschließend geht er auf die Zeit nach Duvalier ein, die keineswegs durch die Wiederherstellung einer zivilen Demokratie gekennzeichnet war, sondern durch zunehmende Gewalt und wirtschaftlichen Niedergang.